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Gewählte Publikation:

Neuberger, I.
Eifersucht, Stalking, Gewalt Eine empirische Studie zur physischen, psychischen und sozialen Gesundheit betroffener Frauen.
[ Dissertation ] Medical University of Graz; 2011. pp. 239 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Freidl Wolfgang
Greimel Elfriede Renate
Altmetrics:

Abstract:
In bisherigen Fachpublikationen wird Stalking überwiegend als ein Phänomen beschrieben, welches zu schwerwiegenden physischen, psychischen und sozialen Beeinträchtigungen der Opfer führen kann. Bis dato fehlen jedoch umfangreiche Fall-Kontroll-Studien, die neben einer Kontrollgruppe auch Personen mit kritischen Lebensereignissen berücksichtigen. Grundlegendes Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, neben einem phänomenologischen Überblick über das Konstrukt Stalking, dessen Auslöser, Risikofaktoren, die Rolle interner und externer Ressourcen sowie den Einfluss einzelner Copingstrategien zu erforschen. Der Untersuchung, die im Jahr 2009 im Bundesland Steiermark durchgeführt wurde, liegt ein auf Stalking bezogenes Anforderungs-Ressourcen-Modell zugrunde. Zum allgemeinen Verständnis der vorliegenden Thematik beinhaltet der theoretische Teil neben einer Begriffsbestimmung auch einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand im Themenbereich Stalking (Theorien, Prävalenz, Opfer- bzw. Täterbeschreibung, Risikofaktoren, Rechtsschutz, gesundheitliche Konsequenzen) sowie über interne und externe Bewältigungsressourcen. Im empirischen Teil dieser Arbeit, der sich auf die bisher umfangreichste Stalkingstudie Österreichs stützt, wird ein Vergleich unternommen zwischen Stalkingopfern (n=98), einer Kontrollgruppe (n=196) sowie einer dritten Untersuchungsgruppe, welche Personen mit einem anderen kritischen Lebensereignis umfasst (n=98). Die Betroffenen von Stalking werden in vier Intensitätsgruppen (gemessen an der Anzahl unerwünschter Kontaktaufnahmen) und entsprechend der Aktualität des Stalkinggeschehens in unterschiedliche Prävalenzgruppen eingeteilt. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich, konträr zu Ergebnissen anderer Studien, keine signifikanten Unterschiede zwischen der Stalkinggruppe und der Kontrollgruppe hinsichtlich gesundheitlicher Parameter bzw. Ressourcen nachweisen lassen. Weiters ist zu unterstreichen, dass sich in dieser Fall-Kontroll-Studie vor allem Personen mit vorangegangenen anderen kritischen Lebensereignissen stärker belastet fühlen als Stalkingopfer, obwohl sie sich bezüglich interner und externer Ressourcen nicht wesentlich unterscheiden. Innerhalb der Stalkinggruppe können durch die Berücksichtigung von Aktualität und eines weiteren kritischen Lebensereignisses Unterschiede hinsichtlich gesundheitlicher Parameter bzw. Ressourcen festgestellt werden. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Untersuchung, in welcher Stalkingopfer aus der Allgemeinbevölkerung und nicht aus Interventionsstellen rekrutiert wurden, sind die in anderen Studien postulierten Auswirkungen des Phänomens Stalking auf das Gesundheitssystem zu hinterfragen. Das Datenmaterial wurde 2009 vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Medizinischen Universität Graz erhoben.

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