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Leutgeb, H.
Der Begriff der Ambivalenz in der Psychopathologie
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 155
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Fabisch Johann
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Fitz Werner
- Altmetrics:
- Abstract:
- Der psychopathologische Begriff "Ambivalenz" stammt von Eugen Bleuler, der ihn zur Beschreibung eines bei Schizophrenen beobachteten Phänomens einführte.
Freud übernahm später den Begriff der Ambivalenz, um die widersprüchlichen Gefühlseinstellungen neurotischer Patienten zu beschreiben, wodurch der Begriff Verbreitung in der Tiefenpsychologie erfuhr.
In der vorliegenden Arbeit wird die Verwendung des Begriffs "Ambivalenz" in der Züricher und Wiener Schule anhand ausgewählter Schriften von Bleuler, Freud und Jung untersucht, wobei sich Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede im Gebrauch und Konzept des Begriffs feststellen ließen.
So sieht Bleuler in der Ambivalenz ein Grundsymptom der Schizophrenie, wobei er eine Bedeutung der Ambivalenz als Bedingung für andere Störungen des Seelenlebens nicht ausschließt. Freud hingegen findet und untersucht nach dem Muster der Ambivalenz aufgebaute Konflikte hinter psychoneurotischen Symptomen bei Neurotikern.
Bleuler und Freud gemein ist hierbei, dass sie als Bedingung der Ambivalenz eine Störung der assoziativen Verbindungen zwischen Bewusstseinsinhalten annehmen. Diese Beeinträchtigung wird bei Bleuler direkt durch die schizophrene Assoziationsstörung bedingt, während sie sich bei Freud indirekt durch die Spaltung in bewusstseinsfähige und unbewusste Inhalte ergibt. In beiden Fällen werden die Bewusstseinsinhalte voneinander isoliert, wodurch die Koexistenz von widersprüchlichen Inhalten möglich wird.