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Gewählte Publikation:

Birner, A.
Retrospektive Erfassung von Frühsymptomen und bildgebenden Charakteristika der zerebralen Sinusvenenthrombose
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 127 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Birner Armin
Betreuer*innen:
Fazekas Franz
Gattringer Thomas
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung und Hintergrund. Die Hirn- und Sinusvenenthrombose (SVT) zählt zu den seltenen Formen des Schlaganfalles. Aufgrund ihres variablen Spektrums an Symptomen gilt sie als eine besonders herausfordernde Entität für NeurologInnen. In den letzten 60 Jahren haben sich das klinische Bild und die Prognose auf Grund der verbesserten Diagnosemöglichkeiten wie insbesondere dem Einsatz zerebraler Bildgebung positiv gewandelt. Wir wollten deshalb untersuchen wie sich diese Veränderung in den PatientInnendaten der Universitätsklinik für Neurologie über die letzten zehn Jahre niedergeschlagen hat. Methoden. Retrospektiv wurde nach allen PatientInnen, die mit einer verifizierten Hirnoder Sinusvenenthrombose an der Universitätsklinik für Neurologie Graz von 2000 bis 2010 stationär waren, gesucht. Mittels einer vorgefertigten Variablenmaske wurden möglichst umfassend Daten zu Demographie, Risikofaktoren, Symptomatik, Bildgebung, Therapie und Prognose erhoben. Diese wurden in weiterer Folge statistisch analysiert und mit der bis dato größten Datenerhebung von 624 SVT-Fällen, der international study on dural and cerebral vein thrombosis (ISCVT), verglichen. Resultate. Die analysierte Kohorte bestand aus 31 Frauen und 8 Männern mit einem durchschnittlichen Alter von 44,6 Jahren. Die häufigsten Risikofaktoren waren orale Kontrazeption (33,3%), Thrombophilien (28,2%) und Nikotinabusus (27,4%). Das häufigste Symptom war Kopfschmerz (76,9%). Nur zwölf PatientInnen erlitten einen fokalen-eurologischen Ausfall (30,8%) und nur sieben einen Krampfanfall (17,9%). Nur elf PatientInnen (28,2%) zeigten in der Bildgebung eine Parenchymläsion (Blutung und/oder Infarkt). Bei diesen 39 Fällen kam es während des stationären Aufenthaltes und bis zum Zeitpunkt des letzten Follow-ups (mittler Dauer 19 Monate) zu keinem Todesfall. Vier der PatientInnen waren beim letztdurchgeführten Follow-up abhängig von Hilfe(modified Ranking Scale von über 3). Neun (23,1%) PatientInnen zeigten mindestens ein Symptom (Hypakusis, Vertigo, Tinnitus), das für eine Pathologie des Hör- und Gleichgewichtsinnes sprechen könnte. Sechs davon (15,4%) zeigten eine Hypakusis. Vier von diesen Fällen wurden im Vorfeld unter der Diagnose eines idiopathischen plötzlichen sensorineuralen Hörsturzes (ISNHL) geführt und an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde behandelt. Sieben PatientInnen präsentierten sich mit einem Meningismus bei der Erstuntersuchung (17,9%), der zweimal auf eine Menigitis zurückzuführen war. Dreiundzwanzig von 37 durchgeführten CT-Untersuchungen und 36 von 37 durchgeführten MRT-Untersuchungen konnten eine vorhandene SVT darstellen. Schlussfolgerung. Der wesentliche Unterschied zu den Ergebnissen der ISCVT besteht in der niedrigeren Prävalenz von arenchymveränderungen, was wahrscheinlich zu einer geringeren Anzahl an schwerwiegenden Symptomen und damit zu einer insgesamt besseren Prognose führte. Der Grund für diese geringere Häufung an schwereren Verläufen könnte in der großzügigen Verwendung bildgebender Verfahren bei leichtgradigen, teilweise unspezifischen Symptomen, wie singulären Kopfschmerzen, liegen. Dadurch wurden möglicherweise relativ mehr gutartige Verläufe diagnostiziert, beziehungsweise potentielle Verschlechterungen dieser, durch eine frühzeitige Therapie, verhindert. Weiters deuten die Ergebnisse dieser Studie darauf hin, dass die Sinusvenenthrombose eine Differentialdiagnose bei Gehör- und Gleichgewichtssymptomen darstellt. PatientInnen mit Hypakusis scheinen im Vergleich zu ¿klassischen¿ Fällen selte ...

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