Gewählte Publikation:
Ribitsch, A.
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Pathogenese, Risikofaktoren und Outcome von diabetischen Fußulzera
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 70
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Treiber Gerlies
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Die Amputationsraten infolge eines Diabetischen Fußsyndroms (DFS) konnten trotz der Entwicklung
anerkannter Leitlinien zur Prävention und Therapie nicht gesenkt werden. Die genaue Kenntnis der
Pathogenese, in der die periphere diabetische Polyneuropathie, die periphere arterielle
Verschlusskrankheit und die Infektion Hauptrollen einnehmen, sowie die Identifikation weiterer
Risikofaktoren hat die Situation nicht erheblich verbessert. Um Leitlinien zu etablieren ist eine genaue
Kenntnis der Diagnostik bezüglich der einzelnen Aspekte der Pathogenese erforderlich, damit
Screeningmethoden sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention zum Erfolg führen
können. Weiters ist eine zielführende Therapie mit einem gründlichen Debridement, stadiengerechter
Wundbehandlung, adäquater Druckentlastung, Infektionstherapie und wenn notwendig,
entsprechenden Revaskularisationsverfahren obligat. Ungeachtet der Tatsache, dass das DFS in der
Gendermedizin noch annähernd unerforscht ist, sind Unterschiede zwischen den Geschlechtern
wahrscheinlich und verlangen nach einer genaueren Untersuchung.
Methoden
In einer retrospektiven Analyse wurden spezifische Daten zur Pathogenese, Risikofaktoren,
Komorbiditäten, Therapie und Outcome aller Patienten der Diabetes-Fußambulanz an der Univ.-Klinik
für Innere Medizin am LKH Graz erhoben, bei denen im Jahr 2010 eine Erregerdiagnostik einer
diabetischen Fußläsion mittels Wundabstrich erfolgte.
Resultate
Es wurden 50 Patienten, gemäß den Kriterien, in die Studie eingeschlossen. 75% der Patienten waren
männlich, 25% weiblich. Der Anteil an männlichen Typ-II-Diabetikern betrug 92%, jener der weiblichen
82%. Die Qualität der Diabeteseinstellung war in beiden Gruppen gleichwertig, jedoch erhielten mehr
Männer Kombinationstherapien in Bezug auf die Diabeteserkrankung. Frauen entwickelten, gemessen
an der Diabeteslaufdauer, im Schnitt zwei Jahre später ein DFS als Männer. Bei den Frauen wurde im
Vergleich zu den Männern eine beträchtlichere Schwere der Läsionen evident. Unterschiede fanden
sich auch in der Keimbesiedelung bei Infektion, wonach Frauen häufiger einen Befall koagulasenegativer
Staphylokokken und Männer eine Besiedelung durch Enterokokken aufwiesen. Die
Compliance bezüglich präventiver Strategien war in der Gruppe der Männer geringer, der Anteil an
Komorbiditäten höher, jedoch bestand kein Unterschied im Outcome beider Gruppen.
Schlussfolgerung
Männer haben, wie bereits aus der Literatur bekannt, ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines DFS,
was sich auch an unserer Diabetes-Fußambulanz widerspiegelt. Unsere Erhebung zeigt tendenzielle
Unterschiede zwischen den Geschlechtern in den Risikofaktoren sowie im Spektrum mikrobieller
Besiedelung der Ulzera, welche in der Prävention und Diagnose des DFS miteinbezogen werden
sollen.