Gewählte Publikation:
Pachinger, S.
Der Stellenwert der Ösophagektomie in der Therapie der Ösophagusperforation
Eine retrospektive Studie an 120 PatientInnen
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz, 2011. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Lindenmann Jörg
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Smolle-Juettner Freyja-Maria
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die Ösophagusperforation und ihre Therapie stellt nach wie vor ein viel diskutiertes Krankheitsbild dar. Vor allem bei komplizierten Verläufen stellt sich die Frage, ob eine radikale Therapie im Sinne einer Ösophagektomie zielführender ist als die reine Versorgung der Perforation.
Methoden: Im Rahmen dieser retrospektiven Studie wurden Patienten ermittelt, die zwischen Jänner 2000 und Dezember 2009 an der Abteilung für Thorax- und hyperbare Chirurgie des Universitätsklinikum für Chirurgie Graz aufgrund einer Ösophagusperforation behandelt wurden. Die Daten wurden gesammelt, anonymisiert und statistisch ausgewertet.
Resultate: Insgesamt wurden 120 Patienten mit einer Ösophagusperforation behandelt. Darunter fanden sich 87 Männer (72,5%) und 33 Frauen (27,5%). Das Durchschnittsalter bei Perforation lag bei 62,04 Jahren. Perforationsursache war in 47,5% iatrogener Genese (in erster Linie durch Endoskopien), 52,5% gehörten zur Gruppe nicht-iatrogener Perforationen. Davon entfallen 23,8% auf das Boerhaave-Syndrom. Hier zeigt sich das 2-mal mehr Männer betroffen waren. Therapeutisch interveniert wurde in 45% mittels endoskopisch-gestütztem Stenting, in 55% wurde der chirurgische Weg gewählt. Hier entfallen 6,7% auf die Direktnaht, 4,2% auf eine Fundoplicatio. Am häufigsten kam es zur Ösophagektomie (79,1%). Hierfür ist unter anderem der präklinische Verlauf (41,7% Mediastinitis, 7,5% Peritonitis, 40,8% initial septisch) entscheidend. Die mittlere Liegedauer auf einer ICU lag bei 32,4 Tagen, auf einer Bettenstation bei 10,2 Tagen. Die Überlebensrate bei endoskopischem Therapieansatz lag bei 94,4%, bei Direktnaht bei 100%, bei Fundpoplicatio bei 60%, bei Ösophagektomie bei 83%. Die Gesamtmortalitätsrate lag bei 11,7%. Statistisch signifikante Einflussfaktoren auf die mittlere Überlebensdauer sind das Boerhaave-Syndrom (p=0,005), pleurale (p=0,023) oder peritoneale Kontamination (p=0,007), initiale Sepsis (p=0,002), ein Pleuraerguss (p=0,001), ein Weichteilemphysem (p=0,023), eine Mediastinitis (p=0,003), eine Peritonitis (p=0,001), eine Re-Laparotomie (p=0,003) oder Second-Look-OP (p=0,000). Bei postoperativen Komplikationen zeigen vor allem ARDS, MOV und SIRS (alle p=0,000) hoch signifikante Ergebnisse bezüglich der mittleren Überlebensdauer.
Conclusio: Eine frühe Diagnose und Intervention sind für das Überleben bei Ösophagusperforation ausschlaggebend. In Abhängigkeit von der Ursache, sowie dem Ausmaß der Perforation und unter Berücksichtigung eventueller Grunderkrankungen oder Co-Morbiditäten gilt es, für jeden Patienten eine individuelle Therapieentscheidung zu treffen.