Gewählte Publikation:
Abpurg, A.
Medizinpsychologische Aspekte im Visitengespräch der Inneren Medizin
Eine formal quantitative Untersuchung
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 89
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Wisiak Ursula
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- Die klinische ärztliche Visite ist für die diagnostisch-therapeutische Entscheidungsfindung von großer Wichtigkeit und stellt eine regelmäßige Gesprächsmöglichkeit zwischen Arzt und Patient dar. Deshalb nimmt die Visite vor allem für den Kranken eine zentrale Rolle ein. Das Gespräch kann den Patienten sowohl bei der Genesung als auch im Umgang mit seiner Krankheit unterstützen.
Die Durchführung der Replikationsstudie erfolgte auf der Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz auf der klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel. Die Daten wurden in einem Zeitraum von drei Wochen erhoben, indem die Visite begleitet und die Aufzeichnung von 100 Gesprächen vollzogen wurde. Anhand eines Zufallsgenerators wurden 50 der 100 aufgenommenen Visitengespräche ausgewählt und anschließend transkribiert. Die niedergeschriebenen Gespräche wurden mittels eines Analyseinstruments formal-quantitativ untersucht. Des Weiteren wurden die Fragebögen, welche im Anschluss an die Visite vom Patienten ausgefüllt wurden und die Patientenzufriedenheit widerspiegeln, in die Analyse miteinbezogen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der weitaus größte Teil (85%) der ärztlichen Visite das Arzt-Patienten-Gespräch darstellt. Betrachtet man die aufgezeichneten Gespräche in ihrer Gesamtheit, so zeigt das Ergebnis, dass der Arzt mit einer fast doppelt so hohen Wortanzahl am Visitengespräch teilnimmt wie der Patient. Den Hauptanteil der Visite nehmen Gespräche über ¿medizinische und pflegende Maßnahmen¿ (37%) und ¿Erkrankung und Befunde¿ (36%) ein, nur ein sehr geringer Teil befasst sich mit der ¿psychischen und sozialen Lage¿ (1%) des Patienten.
Ein Vergleich mit den Ergebnissen der durchgeführten Studie auf der Ophthalmologischen Abteilung der Medizinischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald zeigt sowohl Parallelen als auch Widersprüche. Übereinstimmungen sind in der mittleren Gesprächsdauer und der teils fehlenden Gesprächseröffnung bzw. -beendigung zu finden. Unterschiedliche Meinungen zeigen sich bei der Analyse der Fragebögen hinsichtlich der Atmosphäre des Visitengesprächs und der vom Arzt aufgewendeten Zeit für das Gespräch.