Gewählte Publikation:
Machacek, M.
Einstellung des Atemzugvolumens nach Körpergewicht und Körpergröße
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 92
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kainz Johann
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Prause Gerhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einführung: Die Beatmung und deren korrekte Einstellung nach den Anfordernissen der PatientInnen ist ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Arbeitsroutine von AnästhesistInnen, IntensivmedizinerInnen und NotärztInnen. In der Literatur sind die Anhaltswerte für die einzustellenden Parameter annähernd ident, einzige Ausnahme bildet das Atemzugvolumen, dessen Angaben stark variieren. Bei volumenkontrollierter Beatmung wird initial anhand des Körpergewichtes einer/eines Patienten/in ein Wert errechnet und eingestellt. In der vorliegenden Diplomarbeit wird die Hypothese geprüft, ob mit einem nach Körpergewicht berechneten AZV eine adäquate Beatmung, gemessen am paCO2, erreicht werden kann, oder ob es besser und möglich ist, sich bei der Berechnung des AZV an der Körpergröße zu orientieren.
Methode: Die Datenerhebung erfolgte zwei Monate lang an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie, eingeschlossen wurden nach einem Informed Consent ASA1 und ASA2 PatientInnen. Nach Einstellung des Atemzugvolumens mit 7 ml/kg Körpergewicht und Erreichen eines Steady-States erfolgte eine arterielle Blutgasanalyse (Abnahme A). Nach Berechnung der AaDCO2 wurde durch Veränderung des Atemzugvolumens auf einen Ziel-paCO2 von 35 mmHg hin ventiliert. Zur Überprüfung erfolgte ein zweiter Blutgascheck (Abnahme B).
Ergebnisse: Es konnten 71 PatientInnen zur Studiendurchführung gewonnen werden, 60 ProbandInnen wurden in die Datenauswertung eingeschlossen.
Die Regressionsanalysen zeigten keine eindeutige Korrelation bezüglich des Ziel-Atemzugvolumens (AZV2) und den Parametern Körpergröße und Body Mass Index (BMI). Festgestellt werden konnte, dass bei einer Beatmungseinstellung mit 7ml/kgKG und einer Atemfrequenz von 10/min im Steady-State einer Allgemeinanästhesie 46,5 % der PatientInnen hypoventiliert wurden und im Median das AZV für Frauen um 60ml, für Männer um 217,5ml zu niedrig war. Nach Adaptierung des AZVs betrug die Rate der normoventilierten ProbandInnen 86,0 %, bei 5,6 % lag das arterielle CO2 unter 34 mmHg und bei 8,5 % über 40 mmHg. Das mediane AZV2 lag für Frauen bei 510 ml, für Männer bei 725 ml.
Diskussion: In dieser Diplomarbeit konnte der Beweis nicht erbracht werden, dass eine Atemzugvolumeneinstellung nach Körpergröße zielführender wäre, als eine Beatmungseinstellung nach Körpergewicht. Es konnte aber gezeigt werden, dass auch bei einem endtidalen CO2 (etCO2), das sich im Normbereich von 35-45 mmHg befindet, weitaus höhere arterielle Werte (paCO2) vorhanden sein können, als lehrbuchgemäß erwartet und demgemäß die arterio-alveoläre Sauerstoffpartialdruckdifferenz durchaus auch 7 - 10 mmHg betragen kann. Nach Berechnung der AaDCO2 (= paCO2 - etCO2), die als konstant gilt und entsprechender Adaptierung des etCO2 durch Veränderung des Atemzugvolumens, lässt sich relativ exakt ein gewünschter Ziel-paCO2-Wert erreichen.
In Bezug auf das ideale Atemzugvolumen bei lungengesunden PatientInnen, sowie für die Beurteilung der Einstellung der maschinellen Beatmung nach Körperparametern ist es notwendig weitere Untersuchungen mit größeren PatientInnenzahlen zu machen.