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Lindner, E.
Biphasischer Krankheitsverlauf bei pädiatrischen Patienten mit Pleuraempyem
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 81
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Kerbl Reinhold
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- Abstract:
- Hintergrund: Die invasive Pneumokokken-Infektion führt weltweit zu mehr Todesfällen als alle anderen, durch Impfungen vermeidbaren, Krankheiten. Pneumokokken sind die häufigste Ursache von bakteriellen Pneumonien im Kindesalter. Das Pleuraempyem ist eine relativ seltene Komplikation der Pneumonie, jedoch ist es trotz wirksamer Antibiotika-Therapie und Impfprogrammen eine gefürchtete Erkrankung mit hoher Mortalität. In den letzten Jahren zeigte sich ein deutlicher Anstieg der pädiatrischen Fälle mit Pleuraempyem trotz Einführung der Pneumokokken-Impfung und frühzeitig eingeleiteter antibiotischer Therapie. Seit 2003 wird die konjugierte Pneumokokken-Impfung in Österreich für Kinder in den ersten beiden Lebensjahren allgemein empfohlen.
Ziel dieser Studie war es, mögliche Ursachen für den Anstieg der Fälle von Pleuraempyemen bei pädiatrischen Patienten über einen bestimmten Zeitraum zu finden. Des Weiteren wurden die Daten einer Gruppe von fünf Patienten mit einem biphasischen Krankheitsverlauf analysiert.
Methoden: Bei dieser deskriptiven Studie wurden die Daten von 19 Kindern und Jugendlichen während eines Zeitraumes von elf Jahren (1. Jänner 2000 bis 31. Dezember 2010) analysiert. Das Patientenkollektiv umfasste Patienten, bei denen ein Pleuraempyem als Komplikation einer Pneumonie diagnostiziert wurde. Die Datenerhebung erfolgte an der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des Landeskrankenhauses Leoben. Die gesammelten Daten wurden mit einem Tabellenkalkulationsprogramm (Excel 2007, Microsoft) aufbereitet und ausgewertet.
Resultate: Bei der Analyse des gesamten Patientenkollektivs konnte ein Anstieg der Inzidenz von Pleuraempyemen nach der Einführung von PCV-7 (7-valent pneumococcal conjugate vaccine) festgestellt werden. Fünf Kinder zeigten einen biphasischen Krankheitsverlauf, der in dieser Arbeit erstmalig beschrieben wird. Dieser biphasische Verlauf konnte in den Jahren 2008, 2009 und 2010, also nach der Einführung von PCV-7, beobachtet werden. Der Krankheitsverlauf teilte sich in zwei Phasen. Nach der stationären Aufnahme und Einleitung einer symptomatischen und antibiotischen Therapie, kam es bei allen fünf Kindern zu einer klinischen Besserung. Darauf folgte eine zweite Krankheitsphase, in der sich unerwartet und plötzlich ein Pleuraempyem entwickelte. Die fünf Kinder mit biphasischem Krankheitsverlauf zeigten eine längere Hospitalisierungsdauer (durchschnittlich 3,5 Tage länger), eine längere Verweildauer der Pleuradrainage (durchschnittlich 2,6 Tage länger) und eine längere antibiotische Therapie (durchschnittlich 7,6 Tage länger) als die Kinder mit monophasischem Krankheitsverlauf. Bei drei Kindern aus der biphasischen Gruppe konnten Pneumokokken nachgewiesen werden, wobei bei einem Kind der Serotyp 3 bestimmt werden konnte, welcher zu den NVSTs (non-vaccine serotypes) zählt. Ein Kind war mit PCV-7 geimpft, bei diesem Kind war die Kultur des Pleuraempyems negativ.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sprechen für die Hypothese, dass es durch die Einführung der Impfung zu einem Serotypen-Replacement ¿ durch die im PCV-7 nicht enthaltenen Serotypen ¿ gekommen sein könnte. Durch ihre verschiedenen mikro-biologischen Eigenschaften besitzen die NVSTs Unterschiede in ihrer Invasivität und könnten somit vermehrt zu Empyemen führen, sowie den beobachteten, neu aufgetretenen, biphasischen Krankheitsverlauf auslösen.