Gewählte Publikation:
Bammer, B.
Vergleich von Behandlungsstrategien in der Kinderzahnheilkunde- eine Übersicht des deutschsprachigen Raumes
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 72
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Jakse Norbert
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Schiller Georg
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einführung/Methoden
¿Dental Behavior Management Problems¿ (DBMP) betreffen 9,6% aller Kinder und sind somit sehr weit verbreitet. Psychologische Verhaltensführung und/oder Lokalanästhesie sind nicht immer für eine erfolgreiche kinderzahnärztliche Behandlung ausreichend und so muss oft auf verschiedene Methoden der Analgosedierung zurückgegriffen werden, um unkooperative Kinder behandeln zu können. Als Methoden stehen unter anderem Hypnose, Lachgassedierung, ¿Conscious Sedation¿ durch orale Benzodiazepingabe, aber auch Intubationsnarkose zur Verfügung.
Prävalenzangaben der verwendeten Behandlungsarten und der verschiedenen Behandlungszugänge in der Kinderzahnheilkunde liegen bis dato nicht vor. Die Kernfrage dieser Arbeit beschäftigt sich mit einer Erhebung und einem Vergleich verschiedener Behandlungsstrategien. E-mails mit einem Link zu einem entsprechenden Fragebogen und per Post versandte Fragebögen wurden an spezialisierte Kinderzahnärzte, die in ihren landeseigenen Gesellschaften für Kinderzahnheilkunde oder Kinderzahnmedizin im deutschsprachigen Raum gelistet sind und eine entsprechende Ausbildung zum Fachzahnarzt für Kinderzahnmedizin oder das Curriculum für Kinder- und Jugendzahnheilkunde absolvierten, gesandt.
Ergebnisse
40 vollständig ausgefüllte von 92 versandten Fragebögen wurden zurückgesandt. Die Beantwortungsrate beträgt somit 43,5%. Die am häufigsten angebotene Form der Sedierung war mit 75% (30 BehandlerInnen) Intubationsnarkose, gefolgt von ¿Conscious Sedation¿ durch orale Verabreichung von Benzodiazepinen mit 60% (24 BehandlerInnen) und Hypnose 57,5% (23 Kinderzahnärzte und Kinderzahnärztinnen). Lachgasbehandlungen werden von 45% (18 BehandlerInnen) der Kinderzahnärzte und Kinderzahnärztinnen verwendet. Im Durchschnitt können 82,4% der zu behandelnden Kinderzähne konservativ versorgt werden und müssen nicht extrahiert werden. Der am öftesten genannte
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Extraktionsgrund war tief kariös zerstörte Zähne (45,1%), gefolgt von Abszessen im Mund- oder Kieferbereich (36,4%).
Diskussion/Konklusion
Obwohl Intubationsnarkosebehandlungen bei zahnärztlichen Eingriffen strengen Indikationsstellungen unterliegen, waren sie die am häufigsten angebotene Form der Behandlung für nicht kooperative kindliche Patienten. Lachgas, welches laut einer 2009 von Wooley et al. veröffentlichten Studie am meisten gebräuchlich ist, wurde von 45% der BehandlerInnen verwendet und lag somit noch hinter dem Angebot an Zahnbehandlungen in Allgemeinanästhesie, oraler Benzodiazepinverabreichung und Hypnose. Die meisten Kinderzahnärzte sind mit ihren Behandlungskonzepten ¿sehr zufrieden¿ oder ¿zufrieden¿, jedoch besteht großer Verbesserungsbedarf vor allem im administrativen Bereich mit Behörden und Krankenkassen.
Das Fehlen von Fachzahnarztausbildungen in Österreich und die nicht abgeglichenen Ausbildungssysteme für Kinderzahnärzte in Deutschland und der Schweiz verschärfen die Problematik im schwierigen Gebiet der Kinderzahnheilkunde.