Selected Publication:
Linnemayr, MI.
Neurobiologische Effekte sprechender Medizin
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 61
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Pieringer Walter
- Altmetrics:
- Abstract:
- Aktuelle neurobiologische Studien belegen, dass sowohl Psychotherapie als auch Psychopharmakotherapie als Merkmale therapeutischer Prozesse strukturelle Veränderungen im Gehirn hervorrufen, die durch neuronale Bildgebung ¿sichtbar¿ gemacht werden können.
Von wissenschaftlichem Interesse sind nun die Fragen in wie weit diese neurobiologischen Befunde die Vielfalt der depressiven Erkrankungsformen spiegeln und in welchem Ausmaß diese Daten als fundierte Grundlage für Therapieerfolge gesehen werden können.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die Frage, ob Menschen, die an unterschiedlichen Ausdrucksformen der Depression, d.h. an unterschiedlichen Formen schmerzlicher Bedrückung und Unterdrückung mit persönlichem Einbruch leiden, mit den gleichen neurobiologischen Mustern reagieren oder ob doch unterschiedliche neuronale Strukturen durch sprechende Medizin bzw. pharmakologische Medizin Aktivierung finden.
Ergebnisse
Depressive Menschen zeigen eine reiche Facette an Symptomen, die neurobiologisch nicht gut und gesichert zuordenbar sind. Der Überblick der aktuellen Literatur spricht also zunächst noch für eine Verneinung Hirnareale einer depressiven Symptomatik zuzuordnen, auch wenn die Verminderung, der für soziale Interaktion und Neuorientierung zuständigen Hippokampusregion als besonders relevant gesehen wird.
Mittels neurobiologischer Bildgebung können jedoch spezifische Veränderungen vor und nach einer therapeutischen Behandlung aufgezeigt werden. Kritische Vorhersagen über ein Ansprechen von Therapien oder Therapieerfolge können aber nicht gemacht werden.
In der Zusammenschau der Forschungsergebnisse von Psychotherapie und Neurobiologie wird sichtbar, dass die Depression eine Erkrankung mit einer Vielfalt an typischen neurobiologischen und psychologischen Ausdrucksformen ist. Die Summe der aktuellen Studien belegt die fast klassische These: Eine Therapie muss kombiniert und Disziplinen übergreifend, individuell auf den Patienten ausgerichtet angeboten werden um Menschen die an einer Depression leiden helfen zu können. Genetik, Entwicklung und Umwelt beeinflussen die Neurogenese, wie die Monoaminausschüttung und steuern die Reizweiterleitung. Diese Thesen einer biopsychosozialen Medizin gilt es demnach besonders in der Therapie der Depression zu berücksichtigen.