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Klasinc, R.
Post-okklusive reaktive Hyperämie: Erfassung und Quantifizierung der Reaktionsdynamik
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 85
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Pessenhofer Herfried
- Altmetrics:
- Abstract:
- Eine Störung der Endothelfunktion spielt eine zentrale Rolle bei der Atherogenese und geht morphologischen Gefäßveränderungen voraus. Daher ist eine frühzeitige Diagnose einer endothelialen Dysfunktion für die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos von hoher Bedeutung. Die postokklusive reaktive Hyperämie (PORH) und die damit verknüpfte Erfassung der ¿flow mediated dilatation¿ mittels bildgebender Ultraschall-Verfahren gilt dafür als Standard-Methode, sie besitzt jedoch ökonomische Nachteile aufgrund hoher Investitionskosten und der Bindung von Humanressourcen.
In der Arbeit wurden zwei nichtinvasive Messverfahren, die optische Plethysmographie (OPG) und die Laser-Doppler-Flowmetrie (LDF) verbunden mit einer modellorientierten Auswertung über pharmakokinetische Modelle hinsichtlich der Eignung zur Quantifizierung der PORH-Dynamik untersucht. Bei 20 Versuchspersonen beiderlei Geschlechts wurde die PORH-Reaktion durch 10-minütigen suprasystolischen Stau und nachfolgendes Lösen der Okklusion provoziert, die physiologische Reaktion wurde durch eine LDF-Sonde (Periflux 5000) an der Innenseite des Unterarms und einen OPG-Aufnehmer am Mittelfinger (Infrarot-Clip ¿ Eigenentwicklung) erfasst. Offline wurden nach Vorfilterung, ROI-Auswahl und Normierung der Daten, pharmakokinetische Modelle (sowohl ein Kompartment-Modell als auch ein Nichtkompartment-Modell) an die PORH-Reaktionen angepasst und die Modellparameter berechnet.
Die Parameter im Kompartment-Ansatz waren bei der Absorptions-/ Invasionskonstanten ka (charakterisiert die Aktivierungsphase) signifikant unterschiedlich (LDF: ka = 0,075 s-1, OPG: ka = 0,139 s-1), die Eliminationskonstanten ke (charakterisieren die Restitutionsphase) zeigten keine signifikanten Unterschiede (LDF: ke = 0,0138 s-1; OPG: ke = 0,0187 s-1). Die Auswertung über den Nichtkompartment-Ansatz ergab bei den Eliminations-Halbwertszeiten signifikante Differenzen (LDF: t1/2 = 68,61 s, OPG: t1/2 = 30,63 s).
Bei der modellorientierten Auswertung war der Kompartment-Ansatz dem Nichtkompartment-Ansatz hinsichtlich Robustheit deutlich überlegen. Die Unterschiede des Parameters ka bei LDF bzw. OPG sind darauf zurückzuführen, dass LDF die Reaktion in der Mikrozirkulation abbildet (größere Zeitverzögerung), OPG erfasst die Reaktion in größeren Gefäßen, daher ist ka kleiner. Ein Vergleich der Reaktionsdynamik mit der Kinetik von NO (aus Literaturdaten) erbrachte hierfür erheblich größere ka- und ke-Werte als bei der von uns ermittelten PORH-Dynamik. Daher kann der NO-Mechanismus nur einen Teil der Reaktion in der Aktivierungsphase darstellen.
Beide Methoden zur Signalerfassung und die modellorientierte Auswertung über pharmakokinetische Modelle stellen einfache, gute und ökonomische Verfahren zur Erfassung und Quantifizierung der PORH-Dynamik dar.