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Paar, IC.
Psychopharmakatherapie in der Schwangerschaft bei bipolar affektiver Störung und Auswirkungen auf Mutter und Kind
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Kapfhammer Hans-Peter
-
Reininghaus Eva
- Altmetrics:
- Abstract:
- ZUSAMMENFASSUNG
In der vorliegenden Arbeit wurden die Auswirkungen von Psychopharmaka bei
Patientinnen mit bipolarer affektiver Störung während der Schwangerschaft auf
Mutter und Kind anhand internationaler Literatur erläutert. Der erste Teil befasste
sich mit den Grundlagen der bipolaren Störung in Bezug auf Ätiologie,
Pathogenese, Klinik, Diagnostik, bis hin zur Therapie. In den folgenden Kapiteln
wurde auf die einzelnen Phasenprophylaktika eingegangen. Begonnen wurde mit
einer tabellarischen Auflistung der Studien zu den einzelnen Medikamenten, um
den Überblick über die vorliegende Literatur zu bewahren.
Material und Methode: Ich führte eine internationale Literaturrecherche im
Pubmed bis 2009 durch. Dabei verglich ich prospektive und retrospektive Fall-
Kontroll-Studien, Kohortenstudien, Reviews, als auch Fallberichte über die
verschiedenen Phasenprophylaktika (Lithium, Valproat, Lamotrigin,
Carbamazepin, Oxcarbazepin, Olanzapin, Quetiapin) sowie Benzodiazepine.
Resultate: Zu Lithium gab es einige Studien, die auf keine Risikoerhöhung
hindeuteten. Andere hingegen verwiesen auf eine erhöhte Fehlbildungsrate, im
Speziellen einer erhöhten Herzfehlbildungsrate. Das Risiko für ein Kind mit
Ebstein-Anomalie war - soweit beurteilbar - nicht signifikant erhöht.
Die Ergebnisse meiner Recherche zeigten, dass das Risiko kongenitaler
Malformationen nach Valproatexposition während der Schwangerschaft um mehr
als das Doppelte erhöht ist. Auch die Lamotriginanwendung sollte in der
Schwangerschaft genau abgewogen werden. Das kongenitale Fehlbildungsrisiko
war durch Carbamazepin leicht erhöht und Oxcarbazepin führte zu einer erhöhten
Herzfehlbildungsrate. Eine Exposition mit dem atypischen Neuroleptikum
Olanzapin führte zu keiner nennenswerten Steigerung teratogener Risiken.
Möglicherweise besteht aber ein leicht erhöhtes Risiko für Gestationsdiabetes.
Allerdings lagen bisher noch kaum Studien dazu vor. Auch über die Anwendung
von Quetiapin und Benzodiazepinen in der Schwangerschaft gibt es nur eine sehr
begrenzte Anzahl von Untersuchungen, sodass keine Aussage zu den
teratogenen Risiken getroffen werden kann.
v
Konklusion: Generell ist bei der Verschreibung von Psychopharmaka im Rahmen
einer Schwangerschaft Zurückhaltung geboten. Wenn die Krankheit der Patientin
jedoch eine Therapie erforderlich macht, müssen der Nutzen und das Risiko für
Mutter und Kind sorgfältig miteinander abgewogen werden. Valproat,
Carbamazepin und Oxcarbazepin sollten meiner Recherche zu Folge vermieden
werden. Zu Lithium und Lamotrigin sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Olanzapin
und Quetiapin scheinen während der Schwangerschaft eher nicht teratogen zu
sein, wenngleich mehr Studien zur Bestätigung dieser Aussage nötig wären.
Wegen der fehlenden Datenlage zu den Benzodiazepinen während der
Schwangerschaft lässt sich meiner Meinung nach dazu keine Konklusion ziehen.