Gewählte Publikation:
Beckendorf, J.
Quantitative Short-Tandem-Repeat-Analyse von Empfängerzell-DNA zur Diagnose von Abstoßungsreaktionen nach allogener Herztransplantation
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2011. pp. 123
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Höfler Gerald
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Pichler Martin
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- Abstract:
- HINTERGRUND: Der derzeitige Standard in der Diagnostik von Abstoßungsreaktionen allogener Herztransplantate ist die histopathologische Beurteilung von rechtsventrikulären endomyocardialen Biopsien (EMB). Mehrere Studien haben für diese Methode jedoch eine erhebliche Inter- und Intra-Beobachter-Variabilität nachweisen können. Aufgrund einer fehlerhaften Zuweisung von Abstoßungsgraden kann es in der Folge zu Fehlentscheidungen hinsichtlich der immunsuppressiven Therapie kommen. Darüber hinaus ist die Vergleichbarkeit von Daten aus klinischen Studien eingeschränkt. Quantitative Analyse von short tandem repeats (STR) ist ein klinisch bewährtes Verfahren für die Erfolgskontrolle nach Stammzelltransplantationen sowie für Chimärismus-Studien. Diese Arbeit untersucht die Anwendbarkeit von quantitativer STR-Analyse für die Diagnose von Herzabstoßungsreaktionen.
METHODEN: Sechsundsechzig endomyocardiale Biopsien von neun herztransplantierten Patienten wurden auf den Empfängerzellanteil untersucht. Nachdem genomische DNS aus den Proben extrahiert wurde, wurden neun polymorphe STR-Loci durch multiplexe Polymerase-Kettenreaktion amplifiziert und anschließend mit Vierkanal-Kapillarelektrophorese quantifiziert. Die Ergebnisse der quantitativen STR-Analyse wurden schließlich mit der histopathologischen Graduierung entsprechend den Klassifikationssystemen der Internationalen Gesellschaft für Herz- und Lungen-Transplantation von 1990 und 2004 verglichen.
ERGEBNISSE: Die Mittelwerte für den prozentualen Empfängerzellanteil sind 28% für Grad 1A, 30% für Grad 1B, 37% für Grad 2, 51% für die Grade ¿ 3A nach der Klassifikation von 1990; 32% für Grad 1R, 49% für Grad 2R und 54% für Grad 3R nach der Klassifikation von 2004. Biopsien ohne Hinweis auf Abstoßungsreaktion (Grad 0/0R) zeigten einen signifikant geringeren Empfängerzellanteil als Biopsien mit Abstoßungsreaktion aller Grade (P < 0,001). Im zeitlichen Verlauf zeigte sich ein Empfängerzellanteil von 12% nach einer Woche, der nach dem ersten Monat bis zum fünften Jahr nach der Transplantation jedoch mit einem Mittelwert von 22% konstant blieb.
DISKUSSION: Akute Abstoßungsreaktionen sind mit einem signifikant erhöhtem Empfängerzellanteil verbunden. Es wurde außerdem eine Korrelation des Empfängerzellanteils mit der vorhergegangenen histopathologischen Graduierung nachgewiesen. Die quantitative STR-Analyse ergibt hoch reproduzierbare und Beobachter-unabhängige Resultate und könnte die bisherige histologische Beurteilung ergänzen.