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Gewählte Publikation:

Schilcher, S.
Periventrikuläre Leukomalazie - Evaluierung geburtshilflicher Parameter
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2010. pp. 90 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Haas Josef
Holzapfel-Bauer Margit
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Die periventrikuläre Leukomalazie (PVL) ist eine Erkrankung, die zur Schädigung der weißen Hirnsubstanz und in weiterer Folge zur Nekrose dieser Areale führt. PVL ist eine häufige und gefürchtete Erkrankung bei Frühgeborenen, oft verbunden mit einer Zerebralparese, Sprach- und Sehstörungen und einer Entwicklungsretardierung der betroffenen Kinder. Ziel: Zweck unserer Untersuchung war die Evaluierung möglicher geburtshilflicher Parameter, die eine Rolle in der Entstehung der PVL spielen könnten. Methode: Es wurde eine retrospektive Fall-Kontrollstudie erstellt, die 38 Frühgeborene mit sonographisch diagnostizierter PVL umfasste und 74 gesunde Kontrollkinder, die anhand von Geburtsjahr, Gestationsalter, Einling/Mehrling, frühgeburtlichem vorzeitigen Blasensprung (PPROM) gematcht und verglichen wurden. Weiters wurden Geminischwangerschaften gesondert betrachtet und analysiert. Alle vorhandenen Plazenten der Fallgruppe wurden erneut mikroskopisch untersucht und befundet und mit 12 Plazenten der Kontrollgruppe verglichen. Ergebnisse: Das Auftreten von vorzeitigen Wehen war mit PVL assoziiert (p=0,002). 14/38 (38,6 %) Fälle zeigten einen frühgeburtlichen vorzeitigen Blasensprung (PPROM) mit einem durchschnittlichen GA von 29+4 ± 3,04 in der PVL-Gruppe und 30+0 ± 2,85 in der Kontrollgruppe. Klinische Infektionszeichen fanden sich bei 91,7 % in der Fall- und 61,5 % in der Kontrollgruppe (p=0,121). Die Latenzzeit zwischen PPROM und Geburt war in der PVL-Gruppe mit durchschnittlich 64,54 Stunden kürzer als in der Kontrollgruppe mit 77,49 Stunden. 71,7 % der Neugeborenen bei PPROM waren männlich. In der Gesamtauswertung zeigte sich kein geschlechtsspezifischer Unterschied. In der PVL-Gruppe war die Rate an sekundären Sectiones um 10 % höher. 70 % der Mütter in der PVL-Gruppe wiesen bakterielle Vaginosen auf; 71,4 % davon waren Mehrfachinfektionen. Hinsichtlich maternaler Entzündungsparameter (Leukozytose, CRP-Wert, Fieber) zeigte nur die Leukozytose bei Geminischwangerschaften einen signifikanten Unterschied (p=0,020). In der Gesamtauswertung und bei PPROM wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede gefunden. 15/38 der betroffenen Kinder waren Gemini. In 73,3 % der Zwillingsschwangerschaften erkrankte der zweite Geminus an PVL. Wir konnten keine Unterschiede bezüglich maternaler Therapieinterventionen (Antibiotika, Corticosteroide, Tokolyse) zeigen. Die Diagnose einer Präeklampsie oder einer Plazenta prävia wurde in der Kontrollgruppe häufiger gestellt. 28,4 % der betroffenen Kinder zeigten trotz diagnostizierter PVL ein normales Outcome. Die häufigste diagnostizierte Spätfolge war die spastische Diplegie mit 39,5 %. 51,9 % der Fallplazenten zeigten ein Amnioninfektionssyndrom (p=0,060), 31,3 % Zeichen eines FIRS, 59,4 % eine maternale Chorioamnionitis (CA) und 43,7 % eine fetalen CA. Bei der Auswertung der Einzelplazenten wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden. Schlussfolgerung: Vorzeitigen Wehentätigkeit und PPROM konnten als Risikofaktor für PVL evaluiert werden. Sekundäre Sectiones und maternale bakterielle Vaginosen wurden häufiger in der PVL-Gruppe beobachtet. Die Latenzzeit zwischen PPROM und Geburt ist vermutlich nicht immer auschlaggebend für ein ungünstiges neurologisches Outcome bei Frühgeborenen. Die Genese der PVL ist wahrscheinlich multifaktoriell; Eine genetische Prädisposition könnte erklären, weshalb Frühgeborene aus ähnlichen Schwangerschaftsverläufen mit Chorioamnionitis und FIRS ein unterschiedliches Outcome bezogen auf PVL aufweisen.

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