Gewählte Publikation:
Mueller, N.
Biopsychosoziale Medizin: Die Anamnesegruppe an der medizinischen Universität Graz - Eine qualitative Evaluation der Lehrveranstaltung
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz, 2010. pp. 130
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Pieringer Walter
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- Abstract:
- Einführung: Wie weit sich das Konzept einer biopsychosozialen Medizin während des Medizinstudiums vermitteln lässt, gilt als Kernfrage der LV ¿Biopsychosoziale Medizin: Anamnesegruppe¿, des neuen Curriculums der Humanmedizin und wird in Form einer qualitativen Evaluation der LV untersucht. Das Konzept einer biopsychosozialen Medizin wird in seiner historischen Entwicklung und aktuellen Fassung beschrieben. Die Bedeutung der Anamnese gilt dabei als das qualitative Kriterium. Es erfolgt eine wissenschaftliche Reflexion der Praxis und der Lehrziele der LV. Außerdem wird kritisch wertend auf den Ablauf eines Gruppenabends, die Rahmenbedingungen, das Konzept der Peergroup und die Rolle des Tutors/der Tutorin eingegangen.
Methoden: 1. Grundform einer qualitativen Evaluationsforschung mit einem eigens konzipierten Fragebogen. Der Großteil der Items wird von Fragen mit Single-Choice-Antwortmöglichkeiten in Form einer Likert-Skala von 1 bis 6 gebildet. 2. Eine qualitative Reflexion der Grundhaltungen und Fertigkeiten der TutorInnen und studentischen TeilnehmerInnen der fünf Anamnesegruppen (Stichprobe n = 30).
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung werden zuerst im Gesamten dargestellt und im weiteren Verlauf im Gruppenvergleich (MedizinerInnen vs. Nicht-MedizinerInnen) diskutiert. Die Leistungsmotivation und allgemeine Zufriedenheit der TeilnehmerInnen liegt im Durchschnitt mit 1,38 sehr gut. Die Studierenden beurteilten die TutorInnen in Bezug auf Fairness (mw = 1,04) und Gleichbehandlung (mw = 1,49) gegenüber den Gruppenmitgliedern ebenfalls sehr gut. Der Hauptteil des Fragebogens beinhaltet Items zu den Schlussfolgerungen, in denen persönliche Wahrnehmungen und Bewertungen erfragt werden. Insgesamt lässt die achtsame und differenzierte Selbstbeschreibung der Studierenden den Schluss zu, dass die Teilnahme an der ¿Anamnesegruppe¿ nicht nur die Fähigkeit für Empathie sondern auch für eine kritische Zusammenschau biologischer, psychologischer und sozialer Perspektiven zu fördern, fähig ist. Einige Aspekte werden im Anschluss an die allgemeine Auswertung der Ergebnisse diskutiert, Mittelwerte als Profillinien und insgesamt im Gruppenvergleich dargestellt. Alle befragten TeilnehmerInnen geben an, eine Empfehlung der LV an StudienkollegInnen abgeben zu können und ca. zwei Drittel der Befragten streben einen weiteren LV-Besuch an. Überraschend viele Studierende, 59 Prozent der TeilnehmerInnen beantworteten die Frage, ob sie selbst gerne Tutor oder Tutorin werden würden positiv und bekunden damit nicht nur ihr Interesse an einer TutorInnenstelle, sondern auch, dass sie sich mit dem Konzept einer biopsychosozialen Medizin identifizieren.
Conclusio: Es hat sich gezeigt, dass die Studierenden in allen untersuchten Bereichen eine hohe Zufriedenheit angeben und eine gute Wahrnehmung im Sinne einer biopsychosozialen Medizin entwickelten. Die Fortführung des Projektes ¿Anamnesegruppe¿ an der Medizinischen Universität Graz erweist sich aus dieser Diplomarbeit klar zu empfehlen.