Gewählte Publikation:
Proier, P.
Explorative Datenanalyse zur distal gestielten Suralislappenplastik
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2010. pp. 140
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Koch Horst
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- Einleitung: Der distal gestielte Suralislappen hat sich in den letzten Jahrzehnten als Alternative zu den lange favorisierten freien Lappenplastiken etabliert. Als Vorteile werden geringe Hebedefektmorbidität, großer Aktionsradius, sicheren Lappenperfusion ohne Verlust eines Unterschenkelhauptgefäßes und einfache und schnelle Lappenhebung genannt. Vorhergehende Veröffentlichungen publizieren vorwiegend gute Ergebnisse, untersuchen allerdings überwiegend junge und gesunde PatientInnen mit traumatischen Hautweichteildefekten oder beschreiben technische Modifikationen des distal gestielten Suralislappens.
Material und Methoden: Im Zeitraum von 1995 bis 2007 wurden 86 PatientInnen mit einem an der unteren Extremität lokalisierten Hautweichteildefekt unterschiedlicher Ätiologie mit einer distal gestielten Suralislappenplastik versorgt. Im Rahmen einer retrospektiven klinischen Studie wurde der Einfluss sämtlicher Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Osteomyelitis und Perfusionsstörungen unterschiedlicher Genese, aber auch der Einfluss technischer Faktoren wie der einer subkutanen Tunnelierung oder der Breite des Lappenstiels auf das Operationsergebnis evaluiert. Weitere untersuchte Einflussfaktoren waren Komorbiditäten. Die Ergebnisse von 41 PatientInnen mit Komorbiditäten wurden mit jenen eines weitgehend gesunden Patientenkollektivs (n¿=¿45) verglichen. Im Rahmen einer eigens für die Studie designten Nachuntersung konnten 53 von 86 PatientInnen mit einem mittleren Kontrollzeitraum von 42 Monaten und einem durchschnittlichen Alter von 53 Jahren untersucht werden. Erhoben wurden die subjektive Patientenzufriedenheit, die Schmerz- und Neuromwahrnehmung in der Hebestelle, der Sensibilitätsverlust im Versorgungsgebiet des N.suralis. Des Weiteren wurde die Beschaffenheit der Narbe und deren Breite sowie auch der Konturverlust der Wade evaluiert.
Ergebnisse: Die Gesamtkomplikationsrate betrug 48%. In 39% der Fälle kam es zu ischämischen Komplikationen, welche mit einer narkosepflichtigen Revisionsoperation therapiert werden mussten. In Summe kam es zu zehn schweren Komplikationen: kompletter Lappenverlust (n=3), Bedarf einer weiteren Lappenplastik (n=6), Amputation (n=2), 18 mittelschweren Komplikationen (Revisionsoperation in Anästhesie) und 15 leichten Komplikationen (prolongierte Wundheilung, Wunddehiszenz ohne Bedarf einer chirurgischen Intervention). Signifikant höhere Komplikationsraten wurden bei durch Vorerkrankungen kompromittierten PatientInnen beobachtet. Höheres Alter als singulärer Faktor scheint nicht mit einer erhöhten Komplikationsrate einher zu gehen.
Die multivariate logistische Regressionsanalyse konnte den Risikofaktor einer Perfusionsstörung als wichtigsten komplikationsauslösenden Faktor identifizieren.
Schlussfolgerung: Die gewonnenen Daten gehen dahingehend konform mit dem überwiegenden Anteil der Fachliteratur, dass eine Suralislappenplastik bei jungen und gesunden PatientInnen als sichere und einfachere Alternative zur freien Lappenplastik angewandt werden kann. Allerdings haben PatientInnen mit relevanten Risikofaktoren wie Diabetes mellitius, Osteomyelitis und Perfusionsstörungen eine signifikant höhere Komplikationsrate assoziiert mit multiplen Folgeoperationen und Revisionsoperationen. Die Resultate dieser Studie zeigen, dass der distal gestielte Suralislappen eine wertvolle Alternative in der Rekonstruktion der unteren Extremität ist. Als ideale Rekonstruktionsoption für PatientInnen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, arterieller Verschlusskrankheit oder Osteomyelitis kan ...