Gewählte Publikation:
Holzinger, D.
Die Rolle der Allgemeinmedizin während der letzten Influenza-Pandemie im internationalen Vergleich
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2010. pp. 169
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Stronegger Willibald
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- Abstract:
- Das pandemische Influenzavirus A/H1N1, die sogenannte Schweinegrippe, war DAS gesundheitsbedrohende Ereignis der zweiten Jahreshälfte 2009. Trotz eines milden Verlaufs mussten vor allem Allgemeinmediziner (AM) mit einem erhöhten Patientenaufkommen zurechtkommen. Sie spielen eine Schlüsselrolle als Ansprechpartner und in der Früherkennung und Behandlung von grippalen Infekten bzw. tatsächlichen Influenzaerkrankungen.
Um diesen Anforderungen bestmöglich gerecht zu werden, sind entsprechende Maßnahmenkonzepte notwendig. Bisher gibt es jedoch kein Rahmenwerk für AM im deutschsprachigen Raum, das die Rolle der Allgemeinmedizin in einer Pandemie genau definiert, einheitliche und flexible Bewältigungsstrategien enthält und auf die Bereitstellung von Ressourcen auf klinischer Ebene sowie in den Bereichen Organisation und Verwaltung einschließlich einer entsprechenden Finanzierung eingeht.
Ziel der Arbeit war es, die Rolle der Allgemeinmedizin während der letzten Influenza-Pandemie herauszuarbeiten, bereits vorhandene Maßnahmen und Strategien zu erfassen und kritisch zu bewerten. Zielgruppe sind neben den AM selbst, Vertreter der Ärztekammer, der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, der Krankenkanssen und der Gesundheitsbehörden.
Methoden: Untersucht wurden sämtliche Influenza-Pandemiepläne Österreichs, Deutschlands, der Schweiz und von Neuseeland, einschließlich bereits bestehende Leitlinien für britische AM. Ergebnisse von klinischen Studien und Meta-Analysen sind darin ebenso enthalten wie Erklärungen für pandemische Maßnahmen seitens der Gesundheitsbehörden, die im Nachhinein betrachtet, stark übertrieben und unwirtschaftlich erscheinen. Zusätzlich wurde im November 2009 am jährlich stattfindenden AM-Kongress in Graz eine 16-teilige Umfrage unter den österreichischen AM durchgeführt.
Ergebnisse: Die Literaturrecherche führte zu einer bisher einmaligen Studie in fünf englischsprachigen Ländern, bei der man sich erstmals Gedanken über ein allgemeinmedizinisches Rahmenwerk für eine Influenza-Pandmie machte und bestehenden Pandemiepläne verglich. Man arbeitete vier relevante Domänen heraus, die sich auf klinische Leistungen, Aufgaben im Bereich öffentlicher Gesundheit und Maßnahmen innerhalb und außerhalb der allgemeinmedizinischen Praxis bzw. deren Einbindung ins Gesundheitssystem konzentrieren.
163 AM nahmen an der Kongressbefragung teil und füllten eigenständig den Fragebogen aus. Die Mehrheit von ihnen fühlte sich ausreichend informiert und vorbereitet.
Schlussfolgerungen: Im internationalen Vergleich ist die Berufsgruppe der AM in deutschsprachigen Ländern nicht optimal auf eine Pandmie vorbereitet. Einige wenige Aussendungen seitens des Gesundheitsministeriums und allgemein gehaltene Informationen zur Erkrankung reichten zwar bei der letzten äußerst mild verlaufenen Pandemie in Österreich aus, sind aber für künftige möglicherweise schwerwiegender verlaufende Seuchen unzureichend.
Überraschenderweise fühlten sich die meisten befragten österreichischen Ärzte adäquat informiert. Dieses kontroverse Ergebnis könnte aufgrund eines positiven Selektionsfehlers der Studienteilnehmer zustande gekommen sein. Leider blieb keine Zeit, der Sache näher auf den Grund zu gehen.
Das in jener 5-Länder Studie beschriebene Rahmenwerk diente als Vorlage, wie Informationen aus dem existierenden Österreichischen Pandemieplan und von Aussendungen des Bundesministeriums für Gesundheit und der ÄK aufbereitet werden könnten, um in Zukunft klare Empfehlungen für AM in einer pandemischen Situation geben zu könn ...