Gewählte Publikation:
Lackner, I.
Der Zusammenhang zwischen vermehrtem Auftreten von angebornenen Herzfehlern und der Einnahme von Paroxetin während der Schwangerschaft.
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2010. pp. 76
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Fabisch Johann
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Juch Herbert
- Altmetrics:
- Abstract:
- Paroxetin (P) ist ein Antidepressivum und gehört zur Gruppe der SSRI. 14-23% aller schwangeren Frauen leiden im Laufe ihrer Schwangerschaft an den Symptomen einer Depression, weshalb die Behandlung von schwangeren depressiven Frauen ein nicht vernachlässigbares Thema ist. Unmittelbar nach seiner Zulassung in den Vereinigten Staaten im Jahr 1992 wurde P als unbedenklich bezüglich der Gabe in der Schwangerschaft eingestuft. Es kam auf Grund möglicher teratogener Effekte im Jahr 2005 zur Einstufung in Level D. Die Herstellerfirma wurde im Jahr 2009 zu einer Schadensersatzzahlung an eine Frau verurteilt, die während Ihrer Schwangerschaft mit P behandelt wurde und einen Sohn mit angeborenem Herzfehler zur Welt brachte. Herzfehler finden sich normal bei 1% der Neugeborenen, allerdings steht P im Verdacht, diese Rate zu erhöhen. Dem Pharmakonzern wurde mangelnde Aufklärungspflicht von Ärzten und Patienten vorgeworfen. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde eine Analyse aktueller Studien bezüglich der Auswirkungen von P auf die Rate angeborener Herzfehler durchgeführt. Weiters wurde auf die Fragestellung eingegangen, ob eine derartige Klage, wie sie kürzlich in den USA stattgefunden hat, auch in Österreich denkbar wäre und ob auch der behandelnde Arzt geklagt werden kann. Zu diesem Zweck wurden sowohl das österreichische Recht bezüglich Aufklärungspflicht untersucht als auch mehrere Juristen aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern interviewt. Erste Studien konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Fehlbildungen und P nachweisen. Eine Studie von GlaxoSmithKline konnte zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit angeborener Herzfehler von 1 auf 2 bis 4% ansteigt. Darauffolgende Studien zeigten unterschiedliche Resultate. Eine Studie aus dem Jahr 2007 belegte einen Zusammenhang erst ab einer entsprechenden Dosis. Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigte keinen Zusammenhang zwischen Peinnahme und der Erhöhung angeborener Herzfehler. Allerdings wurde in mehreren Studien festgestellt, dass eine schwere, unbehandelte Depression negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben kann. Im Falle einer tatsächlichen Teratogenität von P ist dies wahrscheinlich mit Abbauprodukten oder Zusatzbestandteilen des Präparats in einen möglichen Zusammenhang zu bringen, da bei anderen SSRIs keine derartige Teratogenität nachgewiesen wurde. Vom rechtlichen Standpunkt aus, ist eine Klage gegen den verordnenden Arzt bei Vernachlässigung der Aufklärungspflicht bezüglich der möglichen teratogenen Nebenwirkungen von P in Österreich durchaus realistisch.