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Gewählte Publikation:

Pichler, E.
Psychosoziale Prädiktoren für die COPD -Genderspezifische Aspekte
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2010. pp. 82 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Pieringer Walter
Altmetrics:

Abstract:
Einführung und Hintergrund: Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist laut WHO auf dem Vormarsch in Bezug auf Verbreitung und Mortalität. Die Ursache für COPD wird zu einem sehr hohen Prozentsatz im Konsum von externen Noxen, vor allem im Rauchen gesehen. Während man lange davon ausging, dass die Erkrankung in erster Linie Männer betrifft, so muss man heute feststellen, dass die Anzahl der Frauen, die an COPD erkranken, stark ansteigt. Ziele und Thesen: Kernpunkt ist die Überprüfung der psychosomatischen These, nach der an COPD erkrankte Menschen einen großen unbewussten persönlichen Widerstand gegen soziale Einengung verspüren und Sehnsucht nach Freiheit ausstrahlen, was zum Beispiel durch den Konsum einer Zigarette symbolisiert wird. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, welche anderen psychosozialen Prädiktoren heute als relevant erkannt werden und welche Unterschiede sich im Geschlechtervergleich finden. Methode: Zur Überprüfung dieser These wurde eine qualitative Analyse der COPD-spezifischen Literatur in elektronischen Datenbanken sowie in aktuellen Lehrbüchern der Evidenz-basierten, Psychosozialen und Psychosomatischen Medizin durchgeführt. Ergebnisse und Diskussion: In der Literaturrecherche zur COPD findet sich eine Fokussiering auf die Beziehung von Zigarettenrauch und Krankheitsentstehung, wobei der Bedeutungsaspekt des Zigarettenkonsums recht heterogen diskutiert wird. Insgesamt wird Rauch als Suchtphänomen erkannt und zum Teil auch als unbewusste Sehnsucht beschrieben. Grundsätzlich stellt sich dabei heraus, dass eine Fülle von Konnotationen vorliegt. Die Zigarette und ¿Rauchen¿ galten auch geschichtlich immer als Symbol für Frieden und persönliche Freiheit. Besonders deutlich zeigt sich dieser Zusammenhang bei rauchenden Frauen. Eine Tabakentwöhnung, die durch von außen kommende Empfehlungen stattfinden soll, kollidiert fast zwangsläufig mit dem Selbstbild des Rauchers, das dadurch gekennzeichnet ist, eigene Entscheidungen zu treffen und unabhängig von anderen und ihren Ratschlägen zu sein. Ein weiterer Aspekt ist, dass viele rauchende COPD-PatientInnen unter psychischen Störungen leiden, die tatsächlich schon als Ursache für das Rauchen auftreten. Gerade Frauen geben häufig an, dass sie wegen der beruhigenden und stimulierenden Wirkung der Zigarette rauchen, so dass das Rauchen auch die Funktion einer Selbstmedikation hat. Als Folgerung dieser Studie ergibt sich jedenfalls für therapeutische Maßnahmen die Sinnhaftigkeit einer individuellen Motivanalyse des Zigarettenkonsums.

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