Gewählte Publikation:
Prechtl, J.
Die Helicobacter pylori-Infektion bei Kindern und Jugendlichen. Bedeutung der lokalen Antibiotikaresistenz-Situation für die klinische Praxis - eine retrospektive Fallanalyse und Review der europäischen Fachliteratur
[ Diplomarbeit/Master Thesis ] Medical University of Graz; 2010. pp.69
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Hauer Almuthe
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Hoffmann Karl Martin
- Altmetrics:
- Abstract:
- HINTERGRUND/ZIELE: Das Monitoring lokaler Resistenzmuster ist von großer Bedeutung für das Management der Helicobacter pylori (H.p.) Infektion bei Kindern. In der vorliegenden Arbeit wird eine allgemeine fachliche Einführung in das Thema H.p.-Gastritis im Kindes- und Jugendalter geboten. Es wird ein Überblick über die H.p.-Resistenzraten bei Kindern in Europa gegeben und da laut Literatur Unterschiede in den H.p.-Resistenzraten zwischen verschiedenen Ländern bestehen, wird in einer retrospektiven Erhebung untersucht ob Unterschiede in den Resistenzfrequenzen zwischen österreichischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund bestehen. METHODEN: Es wurden retrospektiv klinische Daten und H.p.-Resistenzen von 74 Kindern mit H.p.-positiver Gastritis analysiert, die zwischen 2002 und 2009 an der Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz behandelt wurden. Die Resistenztestung wurde aus Magenbiopsaten mittels Etest für Metronidazol, Clarithromycin, Amoxicillin und Tetracyclin durchgeführt. Zur Analyse von zeitlichen Veränderungen im Resistenzmuster wurde der Untersuchungszeitraum in zwei Perioden unterteilt (P1: 2002-2005, P2: 2006-2009). ERGEBNISSE: Von 74 Patienten (mittleres Alter 12,1 Jahre, Streuung 3-18 Jahre, 37,8% männlich) hatten 42 (56,8%) Migrationshintergund (größtenteils aus osteuropäischen Ländern: 19 Türkei, 7 Russland, 6 Ex-Jugoslawien, 2 Rumänien, 5 Afrika, 2 China, 1 Großbritannien). 29 (39,2%) hatten Resistenzen gegen ein oder mehrere Antibiotika. Die Gesamtrate der Resistenzen stieg von 28,9% in P1 auf 50,0% in P2 (NS, p=0,10). Über den Beobachtungszeitraum fand sich sowohl für Clarithromycin als auch für Metronidazol eine Resistenzrate von 21,6%. Die Metronidazol-Resistenz stieg von 13,2% auf 30,6% (NS, p=0,09) und die Clarithromycin-Resistenz von 18,4% auf 25,0% (NS, p=0,58). 3 Patienten (4,1%) hatten doppelresistente Isolate. Es gab keine Resistenz gegen Amoxicillin oder Tetracyclin. Der Zuwachs der Metronidazol-Resistenz bei Patienten ohne Migrationshintergrund war signifikant (9,5% P1 vs. 54,5% in P2; p<0,01), während es in der Gruppe mit Migrationshintergrund keine Änderung gab (17,6% vs. 20,0%). Die Clarithromycin-Resistenz änderte sich von 11,8% auf 28,0% und von 23,8% auf 18,2% bei Kindern mit bzw. ohne Migrationshintergund. Die erzielte Eradikationsrate betrug 84,0%. SCHLUSSFOLGERUNGEN: Wir berichten über einen auffälligen Anstieg von H.p.-Resistenzen bei österreichischen Kindern. Insbesondere bei Kindern ohne Migrationshintergrund zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Metronidazol-Resistenz. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der H.p.-Resistenzüberwachung bei Kindern.