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Gewählte Publikation:

Sarny, S.
Epidemiologie der Tonsillennachblutung an der Universitätsklinik Graz
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2010. pp. 77

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Sarny Stephanie
Betreuer*innen:
Habermann Walter
Stammberger Heinz
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Die Tonsillektomie zählt zu den häufigsten Operationen in der Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie. Das bekannteste und potentiell gefährlichste Risiko stellen postoperative Nachblutungen dar, über die es mangels standardisierter Kriterien keine verlässlichen Zahlen gibt. Ein Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob die stationäre Wiederaufnahmefrequenz die tatsächliche Nachblutungsrate widerspiegelt. Methode: 695 PatientInnen wurden retrospektiv mittels Fragebogen kontaktiert. Bei Ihnen wurde im Zeitraum von Jänner 2007 bis Juni 2008 eine Tonsillektomie mit/ohne Adenoidektomie oder eine Tonsillotomie an unserer Klinik durchgeführt. Erhoben wurden Alter zum Zeitpunkt der Operation, Geschlecht, präoperativ aufgetretene Tonsillitiden, Operationsgrund, Dauer des stationären Aufenthaltes, postoperativer Schmerzverlauf und Nachblutungen. Als Nachblutung wurde jedes Nachblutungsereignis nach der Extubation definiert, auch wenn keine neuerliche operative Versorgung erforderlich wurde. Ergebnisse: 58,6% der PatientInnen (n=407) beantworteten den Fragebogen. 24,6% (n=100) berichteten über mindestens ein Nachblutungsereignis. Eine operative Versorgung war letztlich bei 4,7% (n=19) erforderlich. Bei 21 von 100 PatientInnen wurde die Nachblutung nicht an der HNO-Klinik Graz versorgt; 9 PatientInnen suchten keinen Arzt/Ärztin auf. Mittels Clusteranalyse wurden fünf typische Schmerzverläufe gefunden. Bei Schmerztyp 5 mit durchwegs starken Schmerzen, die nur langsam abklingen, war das Nachblutungsrisiko hochsignifikant höher (p<0,01) als bei Schmerztyp 1 4. Die Intervalltonsillektomie bei Peritonsillarabszesses zeigte eine hoch signifikant höhere (p<0,01) Nachblutungsrate als die Abszesstonsillektomie (37% vs. 7%). PatientInnen, die keine präoperative Tonsillitis hatten, bluteten hoch signifikant (p<0,01) seltener nach, als PatientInnen mit einer oder mehreren Tonsillitiden im Jahr vor Operation. Schlussfolgerung: Die in dieser Studie verwendeten strengen Kriterien für ein Nachblutungsereignis erklären die im Vergleich zur Literatur hohe Nachblutungsrate von 24,6%. Einer üblichen Patientendokumentation wären in unserem Fall 5,2% der Nachblutungen entgangen. Die Nachblutungshäufigkeit hängt somit von der Definition des Begriffes Nachblutung und der Methodik der Erhebung ab.

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