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Selected Publication:

Grum, F.
Das Apallische Syndrom aus biopsychosozialer Sicht
[ Diplomarbeit/Master Thesis ] Medical University of Graz; 2010. pp.89 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Kröll Wolfgang
Wisiak Ursula
Altmetrics:

Abstract:
Bedingt durch die Möglichkeiten der modernen Medizin leben immer mehr Menschen, welche noch vor 10 Jahren an den Auswirkungen eines Traumas verstorben wären, nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder einer hypoxisch bedingten Hirnschädigung im Zustand eines Apallischen Syndroms. Das APS ist eine schwere zerebrale Funktionsstörung mit verschiedenen Ätiologien, wobei das SHT und die Hypoxie die häufigsten Ursachen darstellen. Apalliker zeigen bei erhaltenem Schlaf-Wach-Rhythmus nur wenige nach außen erkennbare Regungen, wodurch sie lange Zeit als Scheintote abgetan wurden. Im Gegensatz zur früheren defektorientierten biomedizinischen Sichtweise, welche den Wachkomapatienten als leblose menschliche Hülle ohne funktionierendes Bewusstsein darstellte, versucht ein neuer biopsychosozialer Ansatz, Wachkomapatienten einen anderen Status zuzubilligen. Diesem zufolge handelt es sich bei Apallikern zwar um schwer hirngeschädigte Patienten, welche jedoch keineswegs als hirntot zu bezeichnen sind, denn sie verfügen über ein intaktes Bewusstsein mit Wahrnehmungen und Empfindungen, wodurch sie auch in der Lage sind, sich mit der Umwelt mittels spezifischer Kommunikationsverfahren auszutauschen. Wachkomapatienten als Schwächste aller Schwachen bedürfen allerdings einer aufwändigen Pflege, Betreuung und Therapie, von intensivmedizinischer Behandlung mit anschließenden Rehabilitationsphasen bis hin zur adäquaten Versorgung in geeigneten Einrichtungen mittels verschiedener Konzepte zur Behandlung bzw. Kommunikation. Biopsychosoziale Vertreter vermitteln ein neues Bild von Wachkomapatienten - aufgrund ihrer Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet, sowie Untersuchungen durch Expertengruppen, welche das Bewusstsein von Wachkomapatienten mittels bildgebender Verfahren ausführlich analysierten, lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die bisherige Denkweise - Wachkomapatienten wären nur teilnahmslose, bewusstseinslose, scheinbar hirntote Menschen - nicht länger gültig zu sein scheint. Den beschriebenen Forschungsergebnissen und Abhandlungen zufolge verfügen Apalliker über ein noch funktionierendes Bewusstsein, welches verborgene Kompetenz im Hinblick auf mögliche Kommunikation und Interaktion mit ihnen offenbart. Folglich ist es unsere Aufgabe Wachkomapatienten zu fördern und zu unterstützen, um jenen, die die Kraft aufbringen wieder ins aktive Leben zurückzukehren, den Weg zu bereiten und sie mittels adäquater Therapien und Behandlungen dabei zu unterstützen.

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