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Gewählte Publikation:

Bengesser, S.
Genetics in bipolar disorder
[ Diplomarbeit/Master Thesis ] Medical University of Graz; 2010. pp.159 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Bengesser Susanne
Betreuer*innen:
Kapfhammer Hans-Peter
Reininghaus Eva
Altmetrics:

Abstract:
Zusammenfassung Die bipolare Depression hat einen starken, polygenetischen Erbgang. Obwohl die molekulare Psychiatrie noch in den Kinderschuhen steckt, wurden bereits viele Suszeptibilitätsgene gefunden, jedoch mit widersprüchlichen Resultaten. Kandidaten gehören zur Ionen-Kanal-Familie, besonders ANK und CACNA1C seien als Favoriten erwähnt. BDNF, das für den brain derived neurotrophic factor kodiert, scheint mit der bipolaren Störung in Kaukasiern assoziiert zu sein, jedoch nicht in Asiaten. BDNF könnte als Labor Marker dienen, da Serum Spiegel in manisch depressiven Patienten erniedrigt sind. Eine weitere prädisponierende Gruppe sind die clock genes, die unter anderem ARNTL, CRY1 und CRY2, PER1-3 beinhaltet. Entgegen aller Erwartungen spielen die Serotonin Rezeptor Gene keine sehr große Rolle. Jedoch scheinen die gut untersuchten Serotonin Transporter Polymorphismen in der Pathogenese der bipolaren Erkrankung involviert zu sein. Auch Gene des Dopamin-und Noradrenalin-Systems zeigen keine überwältigenden Resultate. Die Gene des GABA und Glutamat Systems wurden bisher noch nicht intensiv erforscht, allerdings gab es einige positive Ergebnisse. Neben diesen sehr gut untersuchten Gen Gruppen existiert noch eine lange Liste neu detektierter Gene. Eine detaillierte Beschreibung all dieser Kandidaten Gene und ihrer Polymorphismen wird in dieser Diplomarbeit gegeben. Die Entdeckung all dieser Suszeptibilitätsgene hat großen Einfluss auf die zukünftige Nosologie und Therapie. Grenzen zwischen bipolarer Depression und verwandten Krankheiten, wie Depression und Schizophrenie, sind verwaschen. Viele Suszeptibilitäts Gene der bipolaren Erkrankung überlappen mit den beliebtesten Kandidaten Genen der Schizophrenie (z.B. DISC1, COMT, DTNBP1, NRG1 und DAOA). Die bipolare Krankheit überschneidet sich auch mit der unipolaren Depression. Besonders Gene des Serotonin Systems, wie Serotonin Transporter Genvarianten, werden von beiden Erkrankungen geteilt. Die molecular psychiatry wird in Zukunft auch Therapie Entscheidungen beeinflussen. Viele Genotypen von Suszeptibilitätsgenen führen zu unterschiedlichem Therapieerfolg. Das kurze Allel des Serotonin Transporters führt beispielsweise zu schlechter Therapieantwort. Genotypen haben ebenso einen starken Einfluss auf Umwelteinflüsse. Manche Genvarianten mildern den Effekt von Misshandlungen in der Kindheit, während andere Genvarianten die depressive Reaktion auf negative Lebensereignisse sogar verstärken. Alle Gen-Umwelt-Interaktionen und ihre Folgen für die klinische Praxis sind ausführlich in diesem Review erklärt.

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