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Selected Publication:

Schellander, R.
Arzneimittelinteraktionen in der Therapie mit Antidepressiva
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2009. pp.65 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Donnerer Josef
Altmetrics:

Abstract:
Die Problematik der Arzneimittelinteraktionen spielt im klinischen Alltag eine wichtige Rolle. So sind etwa 5-10% der Krankenhauseinlieferungen auf Wechselwirkungen polypragmatischer Therapien zurückzuführen. Das gesamte Spektrum an Wechselwirkungen lässt sich in pharmakodynamische und pharmakokinetische Interaktionen unterscheiden. Gerade die Antidepressiva, immerhin unter den 5 häufigsten verschreibungspflichtigen Medikamentengruppen Österreichs, sind aufgrund ihrer chemischen Struktur, ihrer multiplen Angriffspunkte bzw. ihres starken Einflusses auf das Cytochrom P Enzymsystem prädestiniert für Wechselwirkungen jeglicher Art. In dieser Arbeit wurden mittels aktuellster Literaturrecherche (PubMed, Ovid, scholar.google, Lehrbücher) einige besondere Wechselwirkungen aus einem riesigen Pool zur Veranschaulichung ausgewählt. Für pharmakodynamische Interaktionen werden Beispiele wie das Serotonin Syndrom, Blutungsgefahr unter SSRI Einnahme oder die QT Verlängerung genannt. So nehmen in Österreich laut GKK über 243 000 Personen ein SSRI und gleichzeitig etwa 22 800 Personen Tramadol bzw. etwa 3 500 Personen Triptane ein. Dies könnte zu einer gefährlichen Erhöhung des Serotoninspiegels und folglich zum Serotonin Syndrom führen. Außerdem wurde auf die inhibierenden Einflüsse von Antidepressiva neuerer Generation eingegangen und es konnte darauf hingewiesen werden, dass selbst in der Gruppe der SSRI unter den einzelnen Präparaten das Interaktionspotenzial mit den CYP Enzymen stark variiert. Weiters konnte über die induktiven Einflüsse von Johanniskraut, als Beispiel für freiverkäufliche Phytopharmaka, auf die CYP Enzyme und damit die Erhöhung bzw. Erniedrigung der Plasmaspiegel gleichzeitig eingenommener CYP Substrate informiert werden. Fazit: Im klinischen Alltag haben die Antidepressiva der neuen Generation aufgrund ihres besseren Risikoprofils die tricyclischen Antidepressiva an der Spitze verdrängt, jedoch sollte ein allzu sorgloser Umgang mit SSRI, SNRI & Co aufgrund ihres CYP- Interaktionspotentials vermieden werden. Gerade in Zeiten polypragmatischer Therapie gilt es als Geschick des Arztes die Balance zu finden, einerseits PatientInnen adäquat mit antidepressiver Medikation zu versorgen und andererseits schwerwiegende Arzneimittelinteraktionen zu vermeiden. Diese Arbeit sollte die Leser hinsichtlich der alltäglichen und zukünftig zunehmenden Problematik der Arzneimittelinteraktionen sensibilisieren.

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