Gewählte Publikation:
Leodolter, M; Stebbegg, B.
Der Einfluss von Bipolarität auf das Sexual- und Beziehungsverhalten
[ Diplomarbeit/Master Thesis ] Medical University of Graz; 2009. pp.92
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Leodolter Martina
- Betreuer*innen:
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Kapfhammer Hans-Peter
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Reininghaus Eva
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die Auswirkungen der bipolaren Störung auf das Privatleben (insbesondere das Sexual- und Beziehungsverhalten) ist immer noch ein unerforschtes Gebiet. Daher ist es unser Ziel, mit dieser detaillierten Literaturrecherche und Befragung der Patienten, dieses immer noch tabuisierte Thema zu beleuchten.
In der Vergangenheit wurde in Studien dieser Art hauptsächlich auf das Problem der sexuell übertragbaren Krankheiten und den Zusammenhang sexueller Funktionsstörungen mit der Einnahme von Psychopharmaka Wert gelegt.
Jene Studien, die die sexuelle Zufriedenheit evaluierten, arbeiteten mit einem Patientenkollektiv verschiedener psychiatrischer Erkrankungen, in dem bipolare Patienten eine Minderheit darstellten. Die Ergebnisse dieser Studien zeigten eine Häufung von sexuellen Dysfunktionen, eine geringere Frequenz an sexuellen Kontakten und eine Verminderung des Selbstvertrauens bei den betroffenen Patienten. Außerdem berichteten die Partner der Patienten über eine geringere Zufriedenheit bezogen auf die Sexualität und die Beziehung.
Im Rahmen unserer Arbeit führten wir mit zehn bipolaren Patienten, die die Selbsthilfegruppe der Universitätsklinik für Psychiatrie besuchten oder dort stationär waren, ein ausführliches Interview, in dem wir sie zu ihrer sexuellen Zufriedenheit und Zufriedenheit in der Beziehung befragten. Um eine schwere depressive Phase auszuschließen, füllten die Patienten außerdem einen BDI (Becks Depression Inventory) Fragebogen aus. So entstanden genaue Patientenberichte, die wir anschließend auswerteten und untereinander verglichen. Bei der Analyse dieser Daten fand sich ein Mittelwert von 3,4 (im Schulnotensystem von eins bis sechs, eins= sehr gut, sechs= sehr schlecht) bezogen auf die sexuelle Zufriedenheit. Die sechs Patienten, die in einer Partnerschaft leben gaben eine mittlere Zufriedenheit von 2,8 an und die vier Singles unter den Teilnehmern berichteten im Mittel von einer Zufriedenheit als Single von 4,3.
Die relativ hohen Werte geben einen Hinweis auf eine diesbezügliche negative Auswirkung der Erkrankung und somit den Anstoß für weitere Forschung auf diesem Gebiet.
Da sowohl die sexuelle Zufriedenheit als auch die Zufriedenheit in einer Partnerschaft wichtige Faktoren für die Lebensqualität sind, könnte man anhand der Ergebnisse problemspezifische Therapiemaßnahmen anbieten (Paartherapie, Sexualtherapie, verschiedene Selbsthilfegruppen, Medikamente) und den Patienten und ihren Angehörigen helfen, die krankheits-assoziierten Probleme bezogen auf Sexualität und Partnerschaft zu akzeptieren und integrieren.