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Felgitscher-Cheese, D.
ZUR PSYCHODYNAMIK ORALER PARAFUNKTIONEN: PHÄNOMENOLOGIE, DIFFERENZIALDIAGNOSE UND ERFASSUNG DIFFERENZIELLER THERAPIEANSÄTZE MIT BERÜCKSICHTIGUNG GENDERORIENTIERTER ASPEKTE
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2009. pp. 128 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Pieringer Walter
Stopper Marlene
Altmetrics:

Abstract:
Orale Parafunktionen sind mit einer Prävalenz von 30% in der Gesamtbevölkerung ein weitverbreitetes Problem, wobei hinsichtlich der Geschlechterverteilung eine Parität angenommen wird. Beim Versuch, die Ursachen der oralen Parafunktion darzustellen gewinnt ein mehrdimensionales, biopsychosoziales Ätiologiemodell zunehmend an Gültigkeit. Besonders der psychosomatischen Komponente mit der Organauswahl Mund wird immer mehr ursächliche Bedeutung zuerkannt, wobei Stress eine Schlüsselrolle spielt, während der Versuch orale Parafunktionen auf Persönlichkeitsmerkmale oder genetische Komponenten zurückzuführen nur sehr bedingt gelang. Substanzen wie Antidepressiva, Alkohol, usw. sind erwiesene Co-Risikofaktoren für das Auftreten bzw. die Verstärkung von Bruxismus, ebenso wie ein Mangel an gewissen Vitaminen und Mineralstoffen. Aufgrund der Komplexität der Entstehung und der Vielfältigkeit der individuellen Ursachen ist es unmöglich eine allgemeingültige Therapie vorzuschlagen. Deshalb sind individuell abgestimmte, interdisziplinär kombinierte Therapien gefordert um die Parafunktion ursächlich behandeln zu können. Ziel meiner Studie war es, die subjektiven Krankheitstheorien Betroffener zur Entstehung oraler Parafunktionen - unter Berücksichtigung des Genderaspektes - herauszufinden, da diese wesentlichen Einfluss auf die Compliance haben. Mit dem Ergebnis, dass sich in der Grundtendenz der Antworten sowie in deren Gewichtung kein signifikanter Geschlechterunterschied feststellen ließ. Beide Geschlechter sahen Stress am häufigsten als Ursache für ihre oralen Parafunktionen an, allerdings unterscheiden sich dessen Ursachen. Sowohl Männer als auch Frauen waren sich des psychosomatischen Hintergrundes ihrer Erkrankung bewusst. Weniger als 1/4 der Befragten gaben körperliche Ursachen oder Substanzen als vermeintliche Ursache ihrer Parafunktion an. Conclusio: Betroffene verstehen die Psychodynamik hinter ihrer Parafunktion großteils als ursächlich. Das erleichtert zwar das Verständnis für die Notwendigkeit einer mehrdimensionalen, interdisziplinären Therapie, die auch die psychologische Komponente beinhaltet, allerdings ist die Angst vor der Stigmatisierung durch das persönliche Umfeld für viele Patienten auch heute noch ein Grund, psychologische Hilfe trotzdem nicht in Anspruch zu nehmen. Das spricht dafür, dass Zahnärzte, die auf diesem Gebiet arbeiten, eine psychologische Grundkompetenz aneignen sollten.

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