Gewählte Publikation:
Schüssler, S.
Erhebung von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen bei KrankenhauspatientInnen und PflegeheimbewohnerInnen in Österreich
[ Diplomarbeit/Master Thesis ] Medical University of Graz; 2009. pp.95
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Schüssler Sandra
- Betreuer*innen:
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Lohrmann Christa
- Altmetrics:
- Abstract:
- Freiheitsbeschränkungen verletzen das Grundrecht des Menschen auf persönliche Freiheit und werden mit negativen Konsequenzen, wie Sturz, Verletzungen und Tod in Zusammenhang gebracht. International gesehen reicht die Prävalenz von Freiheitsbeschränkungen in Krankenhäusern von 8% - 79% und in Pflegeheimen von 12% - 66%. Aufgrund der Tatsache, dass in Österreich Forschungsergebnisse zum Thema Freiheitsbeschränkung fehlen, war das Ziel dieser Arbeit, die aktuelle Situation der Anwendung von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen in österreichischen Krankenhäusern und Pflegeheimen aufzuzeigen. Im Rahmen der Landesweiten Prävalenzerhebung pflegebezogener Daten (LPZ), einer deskriptiven multizentrischen Querschnittstudie, wurden mittels standardisiertem Fragebogen erstmals pflegebezogene Daten zu Freiheitsbeschränkungen bei 2426 KrankenhauspatientInnen und PflegeheimbewohnerInnen aus 18 österreichischen Institutionen erfasst. Die Ergebnisse zeigten, dass die Prävalenzrate von Freiheitsbeschränkungen in Krankenhäusern mit 7,2% signifikant niedriger war als in Pflegeheimen, wo die Prävalenzrate 34,6% betrug (p < 0,001). Freiheitsbeschränkte KrankenhauspatientInnen und PflegeheimbewohnerInnen waren häufiger von Hilfsbedürftigkeit bei den täglichen Aktivitäten des Lebens (ATL), von Pflegeabhängigkeit oder Demenz betroffen als nicht Freiheitsbeschränkte. In beiden Settings war der Hauptgrund für Freiheitsbeschränkungen die Sturzprävention, und Bettgitter wurden als häufigste Freiheitsbeschränkungsmaßnahme angewendet. Diese Resultate führen zu dem Schluss, dass Bettgitter, als Sicherheitsmaßnahme gegen Sturz, besonders oft bei PatientInnen und PflegeheimbewohnerInnen mit Hilfsbedürftigkeit bei den ATL, bei Pflegeabhängigkeit oder Demenz eingesetzt werden. Da es bis jetzt nur eine geringe Evidenz für die Effektivität von Maßnahmen zur Reduktion von Freiheitsbeschränkungen gibt, wird es für die Pflegeforschung in Zukunft notwendig sein, Interventionen zu testen bzw. zu entwickeln, welche helfen, Freiheitsbeschränkungen zu minimieren. Für die Pflegepraxis ist die Erhebung der Prävalenz von Freiheitsbeschränkungen besonders relevant, weil dadurch das Ausmaß dieser Problematik sichtbar wird und daraufhin Maßnahmen gezielt eingesetzt und durch regelmäßige Prävalenzerhebungen auf ihre Effektivität hin evaluiert werden können.