Gewählte Publikation:
Untermoser, M; Pirolt, K.
Hämophagozytosesyndrome - Klinik, Problematik der Diagnosestellung und Therapeutische Interventionsmöglichkeiten mit Fallbeispielen des LKH Univ.-Klinikum Graz
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2009. pp.103
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Gallistl Siegfried
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- Abstract:
- Das Hämophagozytosesyndrom oder auch Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH) genannt, ist eine wenig bekannte, aber lebensbedrohliche Krankheitsentität, die schwerwiegende diagnostische und therapeutische Probleme aufweist. Es gilt primäre (genetische) Hämophagozytosesyndrome (HPS) von sekundären, (reaktive oder erworbene HPS) zu unterscheiden. Bei primären HPS spricht man vor allem von der autosomal-rezessiv vererbten Krankheit Familiäre Hämophagozytische Lymphohistiozytose (FHL), die eine Inzidenz von etwa 1:50 000 lebendgeborenen Kindern hat. Zu den primären HPS gehören aber noch andere genetische Defekte wie das X-linked lymphoproliferative Syndrom, das Chdiak-Higashi Syndrom oder das Griscelli Syndrom 2. Sekundäre HPS entwickeln sich als Folge einer Aktivierung des Immunsystems, meist im Rahmen einer Infektion mit dem Epstein-Barr Virus, anderen Viren, aber auch mit Bakterien, Parasiten und Pilzen. Man spricht dann vom IAHS = Infekt-assoziiertes Hämophagozytosesyndrom. Sekundäre HPS können auch bei Malignomen (Malignom-assoziiertes Hämophagozytosesyndrom = MAHS), sowie im Rahmen einer antineoplastischen Behandlung auftreten. Bei Autoimmunerkrankungen und Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, wie dem Systemischen Lupus Erythematodes (SLE), kann ein HPS als Komplikation auftreten (AIHS = Autoimmun-assoziiertes HPS). Dieses ist von einem Makrophagenaktivierungssyndrom (MAS) kaum zu unterscheiden. Die zugrundliegende Pathophysiologie der HLH ist noch nicht genau geklärt. Eine wesentliche Rolle spielen die inadäquate Aktivierung des Immunsystems mit Hypersekretion von inflammatorischen Zytokinen und eine gestörte Funktion der NK-Zellen. Dadurch kommt es zu einer Aktivierung und Proliferation von Lymphozyten und Histiozyten mit unkontrollierter Hämophagozytose. Durch die Hyperzytokinämie und die Hämophagozytose kommt es zu dem typischen klinischen Bild. Initiale Diagnostische Kriterien sind Fieber, Splenomegalie, Zytopenie, Hypertriglyzeridämie und/oder Hypofibrinogenämie, Hämophagozytose im Knochenmark, Milz oder Lymphknoten ohne Malignitätszeichen, sowie niedrige oder fehlende NK-Zellfunktion, Hyperferritinämie und ein Anstieg des sCD25-Rezeptors. Die Diagnosestellung erweist sich als besonders schwierig. Rechtzeitiges Erkennen und die damit verbundene Therapieeinleitung sind wesentlich für das Überleben der Patienten. Die Eckpfeiler der Therapie beinhalten eine Immunosuppression mit immunomodulatorischen und zytostatischen Medikamenten, Hämatopoetische Stammzelltransplantation und Supportivtherapie. Diese Arbeit soll als Review dienen.