Selected Publication:
Hafenscherer, R.
Schizophrenie oder Chorea Huntington? Literaturstudie und Fallbericht zu psychiatrischen Symptomen bei Chorea Huntington mit besonderem Augenmerk auf psychiatrische Frühsymptome.
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2009. pp. 69
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Kapfhammer Hans-Peter
- Altmetrics:
- Abstract:
- Chorea Huntington ist eine neurodegenerative Erkrankung mit einer Prävalenz von 5 bis 7 pro 100.000 Einwohnern in Europa. Sie wird autosomal dominant vererbt und hat eine Penetranz von 100 Prozent; bei einem betroffenen Elternteil ergibt sich daher ein eigenes Erkrankungsrisiko von 50 Prozent. Seit 1993 ist ein genetischer Test zur Feststellung einer Prädisposition verfügbar; daneben lässt sich aus der Schwere der Genmutation eine Aussage zum Krankheitsbeginn treffen. Das klinische Erscheinungsbild ist durch eine Kombination aus Bewegungsstörungen, kognitiven Einschränkungen und psychischen Störungen gekennzeichnet, die definitive Diagnose erfolgt meist aber erst mit dem Auftreten der charakteristischen choreatischen Überbewegungen. Chorea Huntington ist derzeit nicht kausal therapierbar, eine Vielzahl an Medikamenten wird jedoch zur Linderung der Symptome eingesetzt. Die Krankheit führt in ihrem Verlauf zu einer zunehmenden Behinderung und endet durchschnittlich 15 bis 20 Jahre nach Erstdiagnose mit dem Tod der PatientInnen. Lange Zeit wurde das Hauptaugenmerk in der Betreuung von Chorea Huntington PatientInnen auf die klassischen Bewegungsstörungen gelegt. Jedoch zeigte sich, dass psychiatrische Symptome nicht nur bei einer großen Mehrheit der PatientInnen im Krankheitsverlauf auftreten, sondern auch die Lebensqualität stark beeinträchtigen und zu den belastendsten Symptomen für Betroffene wie deren Angehörige zählen. Die Bandbreite der beobachteten Psychopathologien ist erheblich: Sie reicht von affektiven Störungen über Psychosen bis hin zu Zwangssymptomen und Suizidalität. Ob die auftretende psychiatrische Symptomatik eine Reaktion auf die Belastung durch die Diagnose der Erkrankung und den funktionellen Abbau darstellt, oder eine direkte Folge der Neuropathologie ist, ist bis heute weitgehend offen. Interessanterweise konnte jedoch in einigen Studien eine erhöhte Prävalenz gewisser psychiatrischer Symptome auch schon bei neurologisch asymptomatischen GenträgerInnen ohne Wissen um den eigenen Genstatus gezeigt werden. Ergänzt wird der Überblick über psychiatrische Symptome bei Chorea Huntington PatientInnen durch den Fallbericht eines jungen Mannes mit schizophrener Symptomatik bei bekannter Familienanamnese für Chorea Huntington.