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Gewählte Publikation:

Raml, R.
POSITIVE INDIKATOREN DER GESUNDHEIT IM KONTEXT ARBEIT - Eine interdisziplinäre Erweiterung des Gesundheitsbegriffs und dessen Folgen für die Differenzierung gesundheitlicher Lagen bei unselbständig Beschäftigten
[ Dissertation ] Medical University of Graz; 2009. pp. 257 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Freidl Wolfgang
Stronegger Willibald
Altmetrics:

Abstract:
Das grundlegende Ziel der Dissertation war es, einen erweiterten Gesundheitsbegriff auf Basis der WHO-Definition von 1946 bzw. 1986 umzusetzen. Der Ansatz ist interdisziplinär (Psychologie, Soziologie, Sozialmedizin). Der Forschungsstand spiegelt sich in folgendem Konsens wider, wonach Gesundheit: (1) biopsychosozial, (2) positiv, (3) mehrdimensional zu verstehen ist und (4) einen Prozess der permanenten Herstellung von Gleichgewicht zwischen äußeren und inneren Faktoren, die sich als Belastungen und Ressourcen für Gesundheit auffassen lassen, ist. Ein weiterer Punkt ist (5) der Handlungsaspekt von Gesundheit, der die Ausschöpfung von Entwicklungspotenzialen des Menschen umfasst. Die einzelnen erhobenen Gesundheitsindikatoren lassen sich wie folgt gliedern: (1a) psycho-somatische und physische Allgemeinbeschwerden, (1b) psychische Befindensbeeinträchtigungen sowie (2) Positiv-Indikatoren (= P-I) (Selbstwirksamkeit, Wachstumsbedürfnis, Sinnfindung, Wohlbefinden, soziale Orientierung und Partizipation). Die einzelnen Skalen wurden auf ihre Reliabilität sowie faktorielle Validität überprüft. Anhand der Gesundheitsvariablen wurden typische Antwortmuster zu vier gesundheitlichen Lagen gebündelt, wobei die Ergebnisse gut mit zwei Studien (Ducki, 2000; Udris & Bartlom, 2007) übereinstimmen: (1) Gesunde (wenig Beschwerden, hohe P-I), (2) Beeinträchtigte (viele Beschwerden, niedrige P-I), (3) Verausgabte (mäßige Beschwerden, hohe P-I), (4) Personen mit stagnierendem Entwicklungspotenzial (wenig Beschwerden, niedrige P-I). Die beiden zuletzt genannten Cluster werden als Gewinn eines erweiterten Gesundheitsbegriffs gesehen, da sie vom klassischen Verständnis gesund/krank am ehesten abweichen. Den Untersuchungen zu den Zusammenhängen zwischen Arbeitsbedingungen und Gesundheit wurde ein Anforderung-Ressourcen-Modell zugrunde gelegt. Den stärksten Informationsgehalt zur Differenzierung der vier Gesundheitsprofile weisen Unterbrechungen des Arbeitsvollzugs, (psychische) Regulationsüberforderungen (Zeitdruck, hohe Verantwortung etc.) sowie ergonomische Belastungen auf Seiten der Belastungsfaktoren sowie das Betriebsklima (soziales Klima unter Kollegen, Beziehungen zu Vorgesetzten) auf Seiten der Ressourcen auf. Gratifikationskrisen treten vor allem bei den Verausgabten häufig auf. Das Datenmaterial wurde vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) in zwei Studienwellen (2005, 2008) im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben. Beide Stichproben (936 bzw. 4.225 Personen) sind repräsentativ für die österreichischen unselbständig Beschäftigten (inkl. Arbeitslose).

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