Gewählte Publikation:
Spenger, J; Muckenhuber, L.
Kognition bei Mann und Frau - Einfluss der Studienrichtung auf Empathie- und Systematisierungs-Quotienten
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2009. pp.142
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Pieringer Walter
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- Hintergrund: Die Annahme, dass sich Frau und Mann im Denkstil und ihrer emotionalen Anteilnahme unterscheiden, hat im europäischen Raum eine lange Tradition. Eine bekannte Überlegung findet sich dazu im Methodenstreit von Jaspers. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen konnten Geschlechtsunterschiede unter anderem in visuell-räumlichen, verbalen, motorischen und mathematischen Bereichen nachweisen. Bei Baron-Cohen stellen Empathie- und Systematisierungsfähigkeit bedeutende kognitive Dimensionen zur Beschreibung dieser Differenzen dar. In seiner Empathie-Systematisierungs-Theorie (E-S-Theorie) beschreibt er Empathie als typisch weibliche und Systematisierung als typisch männliche Fähigkeit. Ziel unserer Studie war es, diese Theorie innerhalb unserer Studienpopulation zu überprüfen und zu testen, wie sich der Faktor Studienrichtung auf diese beiden Fähigkeiten auswirkt. Methoden: Wir bedienten uns zweier Fragebögen von Baron-Cohen zur Erfassung des Empathie (EQ)- und Systematisierungs-Quotienten (SQ). Die Studienpopulation setzte sich aus Probanden der Studienrichtungen Psychologie, Humanmedizin und Technik sowie verschiedenen Lehrberufen zusammen und umfasste insgesamt 104 Frauen und 87 Männer. Ergebnisse: Frauen zeigten einen durchschnittlich höheren EQ und Männer einen höheren SQ. Die Studienrichtung Psychologie erreichte signifikant höhere EQ- und signifikant niedrigere SQ-Werte als die technische Studienrichtung. Männer und Frauen der Studienrichtung Psychologie unterschieden sich signifikant im EQ, jedoch nicht im SQ, während sie sich in der technischen Studienrichtung signifikant im SQ und nicht im EQ unterschieden. Diskussion: Die E-S-Theorie konnte in unserer Studienpopulation bestätigt werden. Die Unterschiede innerhalb der Studienrichtungen waren zwar deutlich, es kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob diese Differenzen erst im Rahmen des Studiums geprägt wurden oder schon a priori vorhanden waren. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass in einem Betätigungsfeld, in dem vor allem die nicht-geschlechtstypische Fähigkeit im Vordergrund steht (z.B. Technikstudentinnen, Psychologiestudenten), diese zwar tendenziell, jedoch nicht signifikant gesteigert werden kann, während die geschlechtstypische Fähigkeit signifikant vermindert wird. Dies deutet darauf hin, dass besonders die Förderung der geschlechtstypischen Fähigkeiten unabhängig vom Tätigkeitsfeld eine wichtige Rolle einnimmt.