Gewählte Publikation:
Siegl, C.
Aggression und Sexualität bei psychiatrischen Erkrankungen
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2008. pp.78
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Bonelli Raphael
- Altmetrics:
- Abstract:
- Menschen, die an psychiatrischen Erkrankungen leiden, erfahren aufgrund dessen in ihrem täglichen Leben häufig starke Veränderungen. So stellt die Neigung zu aggressivem Verhalten unter Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen ein häufiges Problem dar, das nicht nur den Patienten selbst, sein familiäres Umfeld und seine sozialen Kontakte, sondern auch die therapeutische Beziehung beeinträchtigt. Sexuelle Störungen sind ebenso eine häufige Konsequenz einer psychiatrischen Erkrankung und sind nicht nur auf die akute Krankheitsphase limitiert. Sie stellen für den Betroffenen und seinen Partner meist ein großes Problem dar und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Das Ziel der Arbeit war es, Aggression, sexuelle Probleme, die Qualität der Paarbeziehung und das Selbstbild bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen zu untersuchen und mit der Normalbevölkerung zu vergleichen. Dazu wurden 41 Patienten mittels standardisierter Fragebögen untersucht.
Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung zeigten im Vergleich zur Norm vermehrt Selbstaggression sowie Erregbarkeit und aggressive Charakterzüge. Patienten mit Angst- und Panikstörung wiesen wiederum verminderte spontane Aggression sowie eine signifikant erhöhte Aggressionshemmung auf. Schizophrene Patienten zeigten im Vergleich zur Norm ebenfalls eine gesteigerte Aggressionshemmung. Im Bezug auf die Sexualität zeigte sich, dass die Mehrheit der Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Angst- und Panikstörung trotz bestehender Partnerschaft in letzter Zeit nicht sexuell aktiv war. Im Vergleich zur Norm bestanden unter jenen Patienten mit Angst- und Panikstörung oder Schizophrenie signifikant vermehrte Störungen in der sexuellen Interaktion und der Selbstbefriedigung. Im Bezug auf die Partnerschaft zeigten alle Krankheitsgruppen gehäufte Probleme in der partnerschaftlichen Einflussverteilung.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Art der psychiatrischen Erkrankung einen Einfluss auf das Vorkommen von Aggression zu haben scheint. So scheint unter den untersuchten Patienten die Borderline-Persönlichkeitsstörung Aggression zu fördern, während bei den beiden übrigen Erkrankungen eine starke Aggressionshemmung festzustellen ist. Die psychiatrische Erkrankung scheint ebenso einen bedeutenden negativen Einflussfaktor auf die Sexualität der befragten Patienten darzustellen, indem sowohl Frequenz als auch Qualität der sexuellen Interaktion verringert werden. Um eine valide Aussage über diese Thematik treffen zu können, wären jedoch weitere Untersuchungen von Nöten.