Gewählte Publikation:
Baumschlager, D.
Emotionale Befindlichkeit, kognitive Performanz und gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQOL) bei HIV-infizierten Patienten.
[ Diplomarbeit/Master Thesis ] Medizinische Universität Graz; 2010. pp.83.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Krammer Alexandra
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Rothenhäusler Hans-Bernd
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund. Bedingt durch den Wandel der HIV-Infektion von einer akut lebensbedrohlichen Erkrankung hin zu einer chronischen Infektion treten neben kausaltherapeutischen Bestrebungen immer häufiger psychosoziale Aspekte in den Fokus wissenschaftlicher Forschung. Ziel der vorliegenden Studie war es, emotionale Befindlichkeitsstörungen, gesundheitsbezogene Lebensqualität und kognitive Leistungsfähigkeit bei HIV-Patienten zu erfassen und die HIV-Diagnosestellung als Life-Event mit besonderen Eigenschaften und Auswirkungen auf mögliche posttraumatische Belastungssyndrome zu berücksichtigen. Methode. In unserer explorativen Studie konnten wir insgesamt 37 HIV-infizierte ambulante Patienten einschließen und hinsichtlich depressiver (BDI) sowie posttraumatischer Belastungssymptome infolge der HIV-Diagnosestellung (IES), der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF 36) und der kognitiven Performanz (SKT) untersuchen. Weiters wurde das neue diagnostische Konzept der Anpassungsstörungen als Stress-Reaktions-Syndrome nach Maercker berücksichtigt. Ergebnisse. Von 37 Patienten wiesen 67,6% (n = 25) ein posttraumatisches Belastungssyndrom (HIV-PTBS) nach IES auf, das eine Anpassungsstörung nach Maercker darstellte. 14 Patienten (37,8%) litten an depressiven Syndromen. 27% (n = 10) zeigten kognitive Beeinträchtigungen (minimale: n = 8; leichte: n = 1; mäßige: n = 1). Im Vergleich zu HIV-Patienten ohne PTBS hatten HIV-Patienten mit PTBS signifikant ungünstigere Werte in den SF-36-Domänen allgemeine Gesundheit (p = 0,003), Vitalität (p = 0,007), soziale Funktionsfähigkeit (p = 0,000), emotionale Rollenfunktion (p = 0,016) und psychische Gesundheit (p = 0,000). Schlussfolgerung. HIV-infizierte Patienten zeigen möglicherweise ein erhöhtes Risiko für PTBS im Sinne von Anpassungsstörungen nach Maercker, depressive Syndrome und kognitive Beeinträchtigungen. Das Vorhandensein emotionaler Befindlichkeitsstörungen ist bei ihnen mit Einbußen in der Lebensqualität assoziiert. Folglich raten wir zu einer frühzeitigen und umfänglichen biopsychosozialen Diagnostik und Therapie von HIV-Patienten.