Leitbild
Der Lehrstuhl für makroskopische und klinische Anatomie ist Teil des Gottfried Schatz Forschungszentrums. Er bestand als eigenständiges Institut seit der Gründung der Medizinischen Fakultät, 1863, und befindet sich seit der Errichtung des kombinierten Institutsgebäudes für Anatomie und Physiologie, 1870-1872, in der Harrachgasse. Mit dem Jahr 2023 wird der Lehrstuhl in das neue Institutsgebäude am Auenbruggerplatz 25 übersiedeln und somit auch örtlich in den Verband der Universitätskliniken eingebunden sein.
Der Lehrstuhl ist in keine Abteilungen gegliedert, besteht aber aus drei Arbeitsgruppen (Experimentelle Biomechanik, Klinisch-translationale Anatomie und Lehrforschung).
Der Lehrstuhl für makroskopische und klinische Anatomie vertritt an der Medizinischen Universität Graz das Fach Anatomie als medizinisches naturwissenschaftliches Grundlagenfach. Es befasst sich in der Lehre wie in der Forschung mit dem makroskopischen Bau des menschlichen Körpers unter systematischen, topographischen, funktionellen und kausalen Gesichtspunkten. Die anatomischen Lehrinhalte vermitteln gleichzeitig Grundprinzipien der naturwissenschaftlich begründeten Medizin. Durch die Vermittlung der anatomischen Terminologie erfolgt die Einführung in Prinzipien der medizinischen Sprache, welche eine wesentliche Grundlage in der Vermittlung medizinischer Fachinhalte darstellt und die Basis für die internationale medizinische Kommunikation bildet. Durch das anatomische Präparat gewinnt der Studierende schon am Studienbeginn Kenntnisse und Vorstellungen über Form und Funktion des Lebenden und erfährt seine erste Schulung in naturwissenschaftlicher Denkweise. Mit den ersten angeleiteten Eingriffen in den menschlichen Leichnam werden die Studierenden mit dem ethischen Handeln vertraut gemacht. Somit hat die Anatomie auch in diesem Sinne eine Schlüsselposition inne, als sie die zukünftigen Ärzte auf ethische Verhaltensnormen und Sozialverhalten vorbereitet.
Der Lehrstuhl für makroskopische und klinische Anatomie bedient sich zur Erfüllung seiner Aufgaben spezieller Methoden, in erster Linie der schichtweisen anatomischen Präparation. Dafür und für weitere Anwendungen werden unterschiedliche Verfahren zur Konservierung von Leichen angewendet. Diese ermöglichen z. B. verschiedenste Injektionstechniken als Ausgussverfahren für Körperhohlräume, Blut- und Lymphgefäße, die Plastination, sowie die Erfassung und Darstellung biomechanischer Abläufe. Neben konventionellen Röntgenaufnahmen findet am Lehrstuhl auch die Computertomographie und Sonographie Anwendung. Aus diesen und anderen Schnittbild-Datensätzen können computergestützte 3-D-Rekonstruktionen generiert werden. Außerdem findet der 3D-Druck Anwendung in der Herstellung anatomischer Modelle und spezieller Werkzeuge, die für biomechanische Testverfahren benötigt werden. Animationen von Entwicklungs- und Bewegungsabläufen runden das Anwendungsspektrum für Wissenschaft und die wissenschaftlich gestützte Lehre ab. Das wissenschaftliche Fach der Anatomie wird von keinem anderen Fach der Medizinischen Universität Graz abgedeckt. Die schichtweise anatomische Präparation dient der Erforschung und Vermittlung der topographischen Anatomie unter besondere Berücksichtigung anatomischer Normvarianten und Variationen. Diese werden in den Präparierkursen laufend dokumentiert und ermöglichen so die für die klinische Tätigkeit wichtige Vermittlung der Variabilität anatomischer Strukturen.
Der Lehrstuhl für makroskopische und klinische Anatomie an der Medizinischen Universität Graz genießt bereits seit Jahrzehnten ungebrochen ein international hohes Ansehen, das sich auf die besondere Qualität der Ausbildung, seiner modernen technischen Möglichkeiten und der klinisch-praktischen Orientierung begründet.